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Mittel-Europa.
Nemeter Lei Speyer, Vaugionen Lei Worms und Mainz, Lungern ans den Ar¬
dennen u. an Niedermaas Lis über Mastricht hinab. Auf dem Hunsrück, auf
der Eifel und Hoch-Veen mochte es wenige bewohnte Plätze geben.
Bei den Lungern kam der Name Germanen auf. Als nämlich ihre Vor¬
fahren, freie KriegSgefolge deutscher auswandernder Häuptlinge, über den Rhein
setzten, der Maasufer und der Ardennen umher sich bemächtigten, nannten sie
sich Germanen, d. h. Männer des Kampfs und der Eroberung. Dies furcbt-
bar stolze Wort lernten die Römer kennen und wandten eS, um feine Bedeutung
wenig bekümmert, auf alle dentschredende Völker an. Die Belgier nun u. alle
Germanen des linken Rheinufers kamen unter Römerherrschaft. Ja man gedachte
auch die andern kleinen Völker im Innern Deutschlands zu unterjochen, u. hatte
sich bereits an der Weser eingenistet, als der Cherusker Hermann sein Vater¬
land rettete. Vergeblich suchten die Römer das Verlorene wieder zu gewinnen,
alle Anstrengungen ein ganzes Jahrhundert lang fübrten zu nichts, als daß sie
die SW. Ecke Deutschlands besetzten, nämlich den Schwarzwald, die Ranhalp,
das Oberrhein- u. Neckarthal, den Odenwald und den Taunus, lauter öde von
den Eiugebornen größtemheils verlassene Länder. Zum Schutz derselben, n. zur
näheren Verbindung zwischen Augsburg und Main;, warfen sie Verschanzungen
auf, die von der Altmühl zum Kocher, an der Ostseite des Odenwalds, und vor
dem Taunus durch zum Siebengebirg ans rechte Rheinufer zogen. Die noch vor¬
handenen Spuren *) dieser Wälle u. Gräben nennt man Pfahlgraben u. Teufels¬
mauern. Die Deutschen ließen das Scbanzenwerk nicht unangefochten. Aus den
benachbarten suevischen Völkern (wohl besonders von Hermunduren, Semnonen
u. Markmanuen) kamen, unís Jahr 213, kampflustige Häuptlinge mit Gefolge,
erstürmten die Wälle u. erschienen unter dem Namen Allemannen am Rhein,
nicht rastend, bis sie den Römern endlich auch das linke Oberrheinthal, u. den
größten Theil Helvetieus und Rhätiens bis zum Gotthard abgewannen. Bei
ihren deutschen Landsleuten blieb ihnen der Name Sueven od. Schwaben. Der
Lech schied sie nachmals von den Bajubaren oder Baiern, welche die zuvor
römische Stadt Regeusburg zum Hauptort wählten.
Während dies vom 3. bis zum 5. Jahrhundert geschah, wurden der Römer
Gränzen auch am Mittel- und Niederrhein erstürmt, und die dortigen deutschen
Länder des linken Rheinusers wieder erobert. Dies führten die Frauken aus,
ein Verein von Katten, Sikambern u. andern Deutschen. Sie nahmen den Rö¬
mern ein Stück Belgiens nach dem andern, und zuletzt nach der Schlacht bei
Soissons 486 zwei Drittel v. Gallien. Kein deutsches Volk errang solche Macht
als die Franken; es bezwang die Burgunder am Jura, die Thüringer, Alle-
maunen, Baiern u. Friesen. Ihr gewaltiger König Karl der Große fügte seinem
*) Spuren der Teufelsmauer gibt es'; nördl. von Ingolstadt — bei
Weißenburg an der Rezat — unweit Dinkelsbühl an der Wernitz — bei Oeh-
ringen, links vom untern Kocher — südl. von Amorbach am Odenwald. — Den
Pfahlgraben sieht man deutlich am Taunus um den gr. Feldberg herum, u.
weiter nach der Lahn zu.