522 XXIV. §. l. Zesuitrn und Inquisition.
zu Hülfe. Die streng kirchliche Partei, die sich unter Paul IN. ge¬
bildet und damals der evangelischen Lehre bedeutend sich genähert
hatte, hatte diese Bahn, wie man denken kann, schnell wieder ver,
lassen, und die Wiederherstellung der römischen Lehre, Gottesdienst
und Verfassung zum Hauptziel ihres Strebens gemacht. Auch sie
hatte neue Orden und kirchliche Anstalten, Hospize, Kinderpflege, Kran,
kenhäuser, Priesterseminare gegründet. Ihr Einfluß, ihre Bedeutung
war fortwährend im Steigen. Jetzt betrat einer aus ihrer Mitte, ja
der Vater und Gründer dieser eifrig kirchlichen Partei, Paul IV.,
selber den päpstlichen Thron (1555—59). Ein feuriger Greis, euer-
gisch, gewaltsam, zelotisch; eine große Anzahl auffallender Uebelstände
am päpstlichen Hofe und in der kirchlichen Verwaltung stellte er ab,
er lebte und webte in den äußeren Reformen, in der Wiederherstel-
lung kirchlicher Strenge. Die Wiederaufrichtung der Inquisition
in Italien ist sein Werk. Furchtbar räumte sie unter den evangelisch
Gesinnten jenseits der Alpen aus. Da füllten sich wieder die Kerker,
da verzehrten die Flammen, da troff das Schwert vom Blut der
Ketzer. Ganze Scheiterhaufen wurden errichtet von Büchern evange-
lischen Inhalts, Verzeichnisse verbotener Bücher wurden angelegt, mit
unnachsichtiger Strenge wurden die ausgezeichnetsten Lehrer, Doctoren,
Cdelleute, Fürsten verfolgt und vertrieben, wo auch nur eine evange¬
lische Ader sich zu regen schien. Wie legte sich da der tiefdunkle Schat¬
ten des Jrrthumö und des Aberglaubens wieder so fest über Italien,
gleich wie über Spanien.
Der Stifter deö Jesuitenordens, Ignaz von Loyola, ein spanischer
Kriegsmann, dem 1521 eine langwierige und schmerzliche Heilung
empfangener Wunden viel Anlaß zu Betrachtungen und Träumereien
gab, hatte in seiner Einsamkeit zwar auch Kämpfe zu bestehen wie
Luther in seiner Klosterzelle wider Sünde und Satan. Aber auf
sehr abweichende Weise ist er zum Siege gelangt. In der Schrift
hat er nie viel geforscht, die Lehre von der Versöhnung durch das Blut
Jesu Christi war ziemlich wirkungslos an ihm vorübergegangen.
Seine Beruhigung ging vielmehr aus von eignen Entschlüssen, geist¬
lichen Hebungen und inneren Anschauungen. Ein höchst phantastischer
Mensch, wie er war, schaute er in besonders aufgeregten Zuständen
die Geheimnisse der Dreieinigkeit, der Schöpfung, der Menschwerdung,
des Glaubens, er schaute die beiden Heerlager Christi und des SatanS,
er schaute die Versuche, welche Satan machte, um ihn durch allerlei
Anfechtungen zu sich hinüberzuziehen, er entschloß sich, diese Anfech¬
tungen hinter sich zu werfen, zu verachten, in das Lager des Herrn
Christus einzutreten und als dessen Soldat und Kriegsmann gegen den
Satan und sein Heer zu kämpfen. Dieser Kampf war aber ein dop.
pelter, einmal im eignen Herzen, und da waren die Waffen ein Kreis