Full text: Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt

552 XXIV. §. 10. Ausgang des dreißigjährigen Krieges. 
anderes Elend als daS deS dreißigjährigen Krieges würde dem Umsturz 
der deutschen Verfassung und der Untergrabung des deutschen Wesens 
gefolgt sein. 
§. 10. Ausgang des dreißigjährigen Krieges. 
Nach Gustav Adolf's Tode hatte sein Kanzler Orenstierna 
die politische, der Herzog Bernhard von Weimar die militärische 
Leitung der schwedischen Angelegenheiten übernommen. Aber daS Ver¬ 
trauen der Protestanten zu den Schweden war dahin. Ein Jeder 
wünschte, daß sie doch nur Deutschland wieder verlassen möchten. Beson¬ 
ders nach Wallenstein's Tode, da die Furcht vor den kaiserlichen Heeren 
sich minderte und auch der Kaiser friedfertigere Gesinnungen offenbarte, 
ward es dem schwedischen Kanzler schwer, die deutschen Fürsten noch 
im schwedischen Interesse zusammenzuhalten. Nur die Furcht vor der 
schwedischen Kriegsmacht verhinderte noch die förmliche Lossagung der 
Deutschen von den Schweden. Als aber die letzteren in der Schlacht 
bei Nördlingen durch den Sohn des Kaisers Ferdinand auf'S 
Haupt geschlagen waren, da schlossen sich die Deutschen sogleich mit 
Freuden an den Kaiser an. Kursachsen voran, schlossen sie den 
Frieden zu Prag (1635), wodurch der augsburger Religionsfriede be¬ 
stätigt, daS Restitutionsedict zurückgenommen und aller Anlaß zu Kla¬ 
gen der Protestanten wider katholische Bedrückungen aus dem Wege 
geräumt wurde. Fast ganz Deutschland, auch alle protestantischen 
Fürsten und Städte traten diesem Frieden bei. So war also jede 
Ursache zur weitern Fortsetzung des Krieges entfernt. Nach 17 lan¬ 
gen Leidensjahren hätte unser Deutschland einer lang ersehnten Ruhe 
genießen können, wenn — Schweden und Franzosen nicht gewesen 
wären. Die Schweden wären wohl noch aus dem Reiche zu ver¬ 
jagen gewesen; sie waren auch selbst des Krieges müde, und hätten 
gern Frieden gehabt, wenn ihnen nur eine erwünschte Entschädigung, 
etwa die deutschen Ostseeländer wären eingeräumt worden. Aber 
was hätte Frankreich bewegen sollen, seine Kriegspläne aufzugeben? 
Bisher hatte dieser Erzfeind des deutschen Namens nur von ferne ge¬ 
standen und voll Freuden das Feuer geschürt, welches Deutschland 
verzehrte. Jetzt entschloß er sich, mit eignen Streitkräften in's Feld 
zu rücken, um so viel als möglich von dem deutschen Gebiet abzurei- 
ßcn und mit Frankreich zu vereinigen. Und schon fand sich unter den 
Deutschen selbst ein bethörter Fürst, der um eines schnöden Gewinnes 
willen, den man ihm vorspiegelte, sein Vaterland an den welschen 
Nachbar verrieth, um dann spater, wie es Verräthern geht, schmäh-
	        
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