— 44 —
mit allerlei Flittern, Bernsteinperlen und Glaskorallen
behängen, und durch die Risse in dem Verdeck der Wagen
blitzte bisweilen ein funkelndes, schwarzes Auge und lag
eme Zeitlang träumerisch auf der weiten, schneebedeckten,
einförmigen Heidefläche. Es war eine auf der Wander¬
schaft begriffene Zigeunerfamilie, wie wir sie alle schon
wohl gesehen haben, die in damaliger Zeit aber noch
seltener als heute im nördlichen Teile unseres Vater¬
landes sich blicken ließen.
Neben dem vordersten Wagen, der besser aussah als
die übrigen und fast einem auf Rädern befindlichen
Bretterhause glich, mit kleinen niedrigen Scheiben und
einem Schornstein, aus dem dünner Rauch in die Luft
stieg, ritt auf einem phantastisch ausgeputzten, ziemlich
gutem Pferde der Hauptmann der fahrenden Gesellschaft.
Es war ein ehrwürdig aussehender, stattlicher alter Mann
mit weißem, wallendem Bart und eben solchem Haupt¬
haar, welches ihm in langen Strähnen über die kräftigen
Schultern floß. Auch seine Kleidung war besser als die
seiner Volksgenossen. Ein dreispitziger Hut bedeckte seinen
Scheitel, und an seinem langen braunen Rock bemerkte
man zwei Reihen dicker silberner Knöpfe, fast von der
Größe eines Thalers. An den Absätzen seiner langen
Stiefel trug er schwere silberne Sporen, deren Räder eben¬
falls von Thalergröße waren, und selbst die Steigbügel
am Sattel waren aus demselben edlen Metall gefertigt.
Daß Rock und Beinkleid an manchen Stellen zerrissen
waren und hier die bloße braune Haut zum Vorschein
kam, erhöhte nur noch das grotesk vornehme Aussehen
des Reiters, bei dem sich der zur Schau getragene Reich¬
tum in eigenartigere Weise mit der Armut zu paaren
schien.
Von Zeit zu Zeit warf der Alte einen Blick durch
die Scheiben in den Wagen, in welchem vor dem kleinen
eisernen Ofen zwei weibliche Gestalten kauerten, das Weib
und die Tochter des Häuptlings. Durch eine Scheide¬
wand war der Wagen in zwei Teile geteilt, von denen
der eine als Schlafraum diente; wenigstens sah man