Full text: [Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen] (Theil 1)

weil er sie .erbaut haben soll. Nachdem Ninus die Nachbar¬ 
länder Babylonien, Armenien und Medien unter seine 
Botmäßigkeit gebracht hatte, bestrebte er sich, seine Hauptstadt zur 
größten und prachtvollsten Stadt der Erde zu machen. Ninive, 
am Tigris gelegen, war eine Stadt von fabelhafter Aus¬ 
dehnung; denn sie hatte 12 Meilen im Umfange, ihre Mauern 
aber waren 100 Fuß hoch und so breit, daß 16 Reiter neben 
einander reiten konnten. Auch standen 1500 Thürme darauf, deren 
jeder eine Höhe von 200 Fuß gehabt haben soll. 
Noch wunderbarer war die Stadt Babylon, von 
S e m i r a m i s, 
der Gemahlin des Ninus, wenn nicht erbaut, doch verschönert. 
Babylon, ans beiden Seiten des Euphrat gelegen, also, daß 
die Stadt durch diesen Fluß in zwei gleiche Theile getheilt wurde, 
war in Form eines regelmäßigen Vierecks gebaut und von einer 
ebenfalls sehr hohen Mauer umgeben, welche 250 Thürme und 
100 eherne Thore hatte. 
Die Straßen liefen alle schnurgerade und durchschnitten die 
Stadt in rechten Winkeln. Der Euphrat floß durch ein herrliches 
Bette, das von hohen Wänden eingeschlossen war, und über den 
Fluß führte eine lange und prachtvolle Brücke. — 
Die prächtigsten Gebäude in der Stadt waren: 
1. Der Belusthurm. Dieser, die allgemeine Aufmerk¬ 
samkeit fesselnde Thurm erhob sich von einer 300 Schritte in's 
Gevierte haltenden Grundfläche zu einer schwindelnden Höhe, und 
zwar so, daß 8 Thürme über einander gebaut waren, von wel¬ 
chem jeder höhere einen kleinern Umfang hatte und der höchste 
den Tempel des Belus enthielt, für den hier ein goldenes Bette 
und anderer goldener Hausrath aufgestellt war, falls dieser Gott 
ja einmal daselbst Wohnung nehmen wollte. 
2. Die hängenden Gärten der Semiramis wurden zu 
den Wunderwerken der alten Welt gerechnet. Diese erhoben sich 
hoch über die Häuser der Stadt und waren über hohen mit Stein¬ 
platten belegten Säulen angelegt. Schöne Haine mit Blumen und 
Springbrunnen erlabten die Spatziergänger, welche an einzelnen 
Stellen durch eine entzückende Aussicht sich überrascht sahen.
	        
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