Full text: [Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen] (Theil 1)

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Traumdeutungen die Bewunderung seiner Mitgefangenen, und der 
Mundschenk des Königs, der, gemäß der Traumdeutungen 
Josephs, seine Freiheit und sein Amt wieder erhalten hatte, em¬ 
pfahl ihn dem Könige, als auch dieser durch einen Traum von 
sieben fetten und sieben mageren Kühen geängstigt wurde. Pharao 
wurde durch Josephs weise Traumdeutungen von sieben frucht¬ 
baren und sieben unfruchtbaren Jahren so befriediget, daß 
er ihn zu seinem Nathgeber erhob, ihn mit Ehren und kostbaren 
Geschenken überhäufte und den ,,Vater des Landes^ nannte. Als 
nun wirklich nach Josephs Vorhersagung ans sieben Segens¬ 
jahre sieben Hunger fahre folgten und Aegypten in seinen 
Magazinen Korn im Ueberfluß hatte, wurde Jacob durch eine in 
Kanaan entstandene Hungersnoth veranlaßt, seine Söhne nach 
Aegypten zu schicken, um daselbst Korn zu kaufen. Als sie nun 
nach Aegypten kamen, wurden sie vor Joseph geführt, den sie 
aber nicht kannten; sie fielen, nach morgenländischer Sitte, vor ihm 
nieder als vor einem vornehmen ägyptischen Herrn. Joseph aber 
erkannte seine Brüder sogleich, entdeckte sich ihnen jedoch nicht, 
sondern fragte nach ihrem Vater und nach ihrem jüngsten Bru¬ 
der Benjamin, schalt sie dann feindliche Spione und befahl 
ihnen, auch Benjamin zu ihnen zu bringen, während er Simeon 
als Geißel zurückbehielt. 
Die Brüder reis'ten bald darauf zum zweiten Male nach 
Aegypten und zwar von Benjamin begleitet, den der Vater nur 
ungern mitgab. „Der allmächttige Gott", sagte er, „gebe euch 
Barmherzigkeit vor dem Manne, daß er euch den gefangenen 
Bruder wiedergebe und den Benjamin lasse! Ich aber muß 
sein, wie Einer, der gar keine Kinder hat." 
Nachdem Joseph seine wieder angekommenen Brüder geprüft 
hatte, entdeckte er sich ihnen unter Thränen: „Ich bin Joseph," 
sprach er, „euer Bruder, den ihr verkauft habt. Lebt mein 
Vater noch?" Darüber erschrocken seine Brüder so, daß sie ihm 
nicht zu antworten vermochten. Er aber sprach noch einmal zu 
ihnen: „Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr verkauft habt; 
aber fürchtet euch nicht! Eilet und saget meinem Vater, daß 
er zu mir komme mit aller seiner Habe und wohne bei mir." 
Auch der König ließ den Vater des Joseph einladen, daß er nach 
Eeschichtsfrcund I. 2tc Au^aze. 2
	        
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