17
Traumdeutungen die Bewunderung seiner Mitgefangenen, und der
Mundschenk des Königs, der, gemäß der Traumdeutungen
Josephs, seine Freiheit und sein Amt wieder erhalten hatte, em¬
pfahl ihn dem Könige, als auch dieser durch einen Traum von
sieben fetten und sieben mageren Kühen geängstigt wurde. Pharao
wurde durch Josephs weise Traumdeutungen von sieben frucht¬
baren und sieben unfruchtbaren Jahren so befriediget, daß
er ihn zu seinem Nathgeber erhob, ihn mit Ehren und kostbaren
Geschenken überhäufte und den ,,Vater des Landes^ nannte. Als
nun wirklich nach Josephs Vorhersagung ans sieben Segens¬
jahre sieben Hunger fahre folgten und Aegypten in seinen
Magazinen Korn im Ueberfluß hatte, wurde Jacob durch eine in
Kanaan entstandene Hungersnoth veranlaßt, seine Söhne nach
Aegypten zu schicken, um daselbst Korn zu kaufen. Als sie nun
nach Aegypten kamen, wurden sie vor Joseph geführt, den sie
aber nicht kannten; sie fielen, nach morgenländischer Sitte, vor ihm
nieder als vor einem vornehmen ägyptischen Herrn. Joseph aber
erkannte seine Brüder sogleich, entdeckte sich ihnen jedoch nicht,
sondern fragte nach ihrem Vater und nach ihrem jüngsten Bru¬
der Benjamin, schalt sie dann feindliche Spione und befahl
ihnen, auch Benjamin zu ihnen zu bringen, während er Simeon
als Geißel zurückbehielt.
Die Brüder reis'ten bald darauf zum zweiten Male nach
Aegypten und zwar von Benjamin begleitet, den der Vater nur
ungern mitgab. „Der allmächttige Gott", sagte er, „gebe euch
Barmherzigkeit vor dem Manne, daß er euch den gefangenen
Bruder wiedergebe und den Benjamin lasse! Ich aber muß
sein, wie Einer, der gar keine Kinder hat."
Nachdem Joseph seine wieder angekommenen Brüder geprüft
hatte, entdeckte er sich ihnen unter Thränen: „Ich bin Joseph,"
sprach er, „euer Bruder, den ihr verkauft habt. Lebt mein
Vater noch?" Darüber erschrocken seine Brüder so, daß sie ihm
nicht zu antworten vermochten. Er aber sprach noch einmal zu
ihnen: „Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr verkauft habt;
aber fürchtet euch nicht! Eilet und saget meinem Vater, daß
er zu mir komme mit aller seiner Habe und wohne bei mir."
Auch der König ließ den Vater des Joseph einladen, daß er nach
Eeschichtsfrcund I. 2tc Au^aze. 2