Full text: [Enthaltend Erzählungen aus der Geschichte der Orientalen und Griechen] (Theil 1)

83 
Gebirge zu zeigen und sie den muthigen Verteidigern des Vater¬ 
landes in den Rücken zu bringen. 
Nachdem Leonidas Keuntuiß von dieser Schandthat bekoni- 
men und des Königs Uebergang vernommen hatte, entließ er seine 
Heereshaufen, um nicht unnützes Blut zu vergießen. 
Er aber und 300 spartanische Krieger, auch 700 brave Thes- 
pier, welche nicht zu bewegen waren, den König zu verlassen, 
blieben, um den Tod für das Vaterland zu sterben. 
Sie wollten dem Perserkönige beweisen, daß 300 bereit seien, 
die Schandthat eines Einzigen, eines Verräthers am Vaterlande, 
wieder auszusöhnen, wollten ihr Volk begeistern zu gleicher Hel- 
denthat und bezeugen, daß kein Opfer zu groß sei für des Vater¬ 
landes Heil und Rettung. Es ist der kleinen Schaar Ernst um 
den Tod. Nachdem sie ihr letztes Mahl eingenommen, sagte 
Leonidas zu ihnen: „Morgen werden wir in jener Welt 
speisen!" 
Die Sonne war gesunken und die stille Nacht hatte ihren 
dichtesten Schleier über die müde Erde gezogen. Im Lager der 
Perser war es ruhig, Alles schlief. Da rief Leonidas seinen 
Streitern und stürmte plötzlich wie ein Wetter Gottes in das La¬ 
ger der Feinde. Furchtbar würgte sein Schwert und das der 
Seinen unter den anfgeschreckten Feinden im Dunkel der Nacht. 
Die Perser, nicht wissend, wer und wie Viele sie angegriffen, 
wütheten wider sich selbst. Leonidas drang weiter und weiter vor, 
sogar bis zu dem Gezelte des Königs; aber dieser, für sein Leben 
besorgt, war noch zur rechten Zeit geflohen. Dafür brachen die 
spartanischen Helden in andere Zelte ein und verbreiteten allenthal¬ 
ben Schrecken und Tod. Bei Tagesanbruch bemerkten die Perser 
mit Staunen und Schrecken das kleine Häuflein, und Terpes ließ 
nun zum letzten Kampfe seine Völker mit Geißelhieben antreiben. 
Wohl zehntausend Perser kämpften gegen einen Spartaner. Lei¬ 
chenhaufen über Leichenhaufen thürmten sich um sie her, bis auch 
der Letzte der kühnen Streiter von der Uebermacht erdrückt wurde. 
Leonidas, welcher den Seinigen vorankämpfte, fiel endlich, von 
einem Pfeile durchbohrt. So lagen Alle unter der Masse der 
feindlichen Waffen, wie unter einem Siegeszeichen begraben. Die 
Zahl der persischen Leichen betrug an 20,000, unter ihnen zwei 
6 *
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.