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Sclaven in einer Sänfte zu seiner verzweifelten Gemahlin Cal-
purnia getragen wurde. So starb, 56 Jahre alt, ein Mann,
den wenige Helden an Kriegsruhm, wenige Menschen überhaupt an
Größe und Mannigfaltigkeit der Geistesgaben gleichgekommen sind.
Kein Römer übertraf ihn an Feldherrntalent; dabei war er aber
auch erfahren in allen Fächern des menschlichen, Wissens, und nahm
als Staatsmann, Gesetzgeber, Rechtsgelehrter, Redner, Dichter,
Geschichtschreiber, Mathematiker, Architekt rc. einen ausgezeichneten
Rang unter seinen Zeitgenossen ein.
Sein Bild hat sich in Statuen und ans Münzen erhal¬
ten. Ist er auch darauf in seinem spät er n Lebensalter dargestellt
worden, so können wir uns doch von seiner äußern Gestalt eine
ziemlich deutliche Vorstellung machen.
Er war groß und von schlankem Wüchse; seine Augen, schwarz
und äußerst lebhaft, sowie eine Adlernase, zierten das freundliche
Antlitz, auf desseu regelmäßigen Zügen ein Wohlwollen ruhte, das
alle Gemüther hätte gewinnen müssen. In spätern Jahren soll er
eine Glatze bekommen haben, zu deren Verhüllung — das sagt
man ihm nach — er sich eines Lorbeerkranzes bediente.
Seinen von Natur schwächlichen Körper suchte er fortwährend
abzuhärten und zu stählen. Noch im hohen Alter ertrug er, wie
der jüngste und rüstigste Krieger, Hitze, Kälte, Hunger, Durst,
Nachtwachen und alle Strapazen der Feldzüge. Im Fechten war
er geschickt, im Reiten gewandt, im Schwimmen kühn. Seinem
Heere war er Vorbild durch Geistesgegenwart und Ausdauer in
Gefahren und Beschwerden. Kurz: Einen größern Mann als
ihn, einen Feld Herrn, der von seinen Soldaten mehr geliebt
und geehrt worden wäre als Cäsar, hat Rom nicht wieder hervor¬
gebracht.
24.
Antonius, Octavian und Lepidus. — Zweites Triumvirat. —
Betau ian unter dem Titel: Augustns, erster römischer Kaiser.
(30 v. Chr. — 14 n. Chr.)
Cäsar war nicht mehr. Nach seiner Ermordung wartete man
in Rom ängstlich der Dinge, die da kommen würden. Die Ver-