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Erfindungen und Entdeckungen.
54.
Die Erfindung des Schießpulvers.
Nichts war der allgemeinen Freiheit im Mittelalter so nach¬
theilig als das Aufkommen eines besonderu Standes, der das
Waffenhandwerk übte, und der Gesammtheit Schutz verleihen
sollte, nämlich — des Ritterstandes, dessen letzte Strahlen
unter Maximilians Regierung sich noch einmal Zu einem glänzen¬
den Brennpunkte vereinten.
Nur die Ritter waren Freie, sie waren die Herren; wer
nicht Lanzen brechen und ben Flammberg schwingen konnte, der
war Knecht und Höriger. — Das Schießpulver war das
erste Mittel zur allmäligen Anbahnung der staatsbürgerlichen
Freiheit. Gegen die Metallkugel schützte fortan nicht mehr Schild
noch Harnisch; alle ritterliche Waffenübung und Kraft verlor ihren
Werth, nachdem der schwächste Feigling aus sicherer Ferne ben
stärksten Reiter in den Sand strecken konnte. Der Mittelstand
lernte jetzt sich selbst schützen; seine Kühnheit wuchs mit seiner
steigenden Macht mtb seiner höhern Bildung: der Ausgang des
Kampfes konnte nicht mehr zweifelhaft bleiben. Und biefen großen
Fortschritt zur allgemeinen Freiheit und geistigen Bildung ver-
anlaßte ein deutscher Mönch, Berthold Schwarz, zu Frei¬
burg im Breisgau (1350). Zwar soll das Schießpulver schon
zur Zeit der Geburt Christi von den Chinesen und Arabern
zur Sprengung der Felsen angewandt worden sein; aber es in
Mörser und Röhren einzuschließen und dadurch Kugeln fortzu¬
treiben, das soll nnsers Mönches Ersindung sein, der ein Scheide-
k ü n stler war. Einst nämlich stampfte er in einem Mörser
Schwefel, Salpeter nnd Kohlen, nnd legte einen Stein
darauf. Da er nun in der Nähe des Mörsers Feuer schlug, fiel
zufällig ein Fuuke hinein; die Masse entzündete sich mit einem
entsetzlichen Knalle und schleuderte den Stein in die Decke seines
Zimmers, so daß ein Theil davon herabfiel. Der Mönch erschrak
nicht wenig, wiederholte seinen Versuch und erhielt immer dieselbe