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seiner Regierung sich ereignete, war die Eroberung des Van¬
dalenreiches durch Belisar (534 n. Chr.) und des Ostgo¬
then reiches durch Belisar und Narses, ivelche letztere erst
nach einem 19jährigen Kriege völlig beendigt wurde (551). Auch
dürfen wir nicht unerwähnt lassen, wie der Kaiser für die Ver¬
besserung der Gesetze bemüht war, wodurch er sich um die
Nachwelt sehr verdient gemacht hat. Auf seine Veranstaltung
ward nämlich ein Gesetzbuch gesammelt. ^
Sein trefflicher Kanzler Tribonianus (Tribonian) erhielt
voll ihm den Auftrag, mit Beihilfe anderer (10) rechtskundiger
Männer aus ben in den ältern Gesetzbüchern vorhandenen kai¬
serlichen Verordnungell Auszüge, und alis dieser ein lleues Ge¬
setzbuch (Kodex) zu verfertigen. Dieser Kodex, den wir aber
lücht mehr besitzen, wurde im Jahre 529 veröffentlicht. Hierauf
gab In stinian dem Tribonian und mehreren Andern Auf¬
trag, Auszüge aus den Schrifteil von 2000 berühmten Juristen
zu machen und diese zu einem Ganzen zu verarbeiten. Diese
Arbeit wurde im Jahre 535 unter dem Titel: »Pandekten«
(— das Alleszusammenfassende) bekannt gemacht. Aus diesen
ward auf Befehl des Kaisers ein kürzeres Lehrgebäude des
römischen Rechts unter dein Titel der »Institutionen« ver¬
fertigt, welches späterhin Ergänzungen uild Verbesserungeil erhielt.
Auf diese Weise ward in einer Zeit von 6 Jahren das römische
Rechts buch, Coitus juris, vollendet, welches in den meisten
europäischell Länderil vor der Bekanlltmachung des (lolle Napo¬
leon Giltigkeit hatte nnb zum Theil noch bei Rechtssprüchen gilt.
Während seiner langen Regierung erbaute er in alleil
Th eilen seines Reiches eine Allzahl neuer Städte, stellte a li¬
bere, welche durch ben Krieg gelitten hatten, schöil wieder
her und führte in Konstantinopel verschiedeile prächtige Ge¬
bäude allf. Unter ben Prachtgebäuden waren auch 25 Kir¬
chen, voll denell besonders die Svphienkirche, eiils der grö߬
ten Meisterwerke, erwähnt zu werden verdient. *)
*) Diese Kirche, au welcher 10,000 Menscheu 6 Jahre laug unuuterbrochen
arbeiteten, soll au 7 Millionen Thaler gekostet haben. Jetzt ist sie eine
Hanptmoschec der Türken, gilt aber immer noch als ein Meisterstück der
Baukunst.