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nicht^behalten?" Unmöglich, wenn Eurer auch weniger wären; denn ich wohne an 
der Straße, nahe an der Stadt, in meinem großen Hofe würde man Euch zuerst 
suchen und finden, ich würde mich unglücklich machen, ohne Euch geholfen zu haben. 
Geht mit Gott! Sie gingen, die armen Menschen, in die dunkle Nacht hinein, ich 
weiß nicht wohin. 
Am andern Morgen vernahm ich folgende Geschichte. Es wurde eben damals 
ein Wehr im Elsterflusse gebaut, und damit kein Holz gestohlen werden möchte, 
auch die Arbeiter ihr vieles Werkzeug dalassen könnten, hatte man eine Hütte ge¬ 
baut, in welcher allnächtlich zwei Mann Wache hielten. In der dunkeln Nacht 
vom Freitag auf den Sonnabend kamen zwei Soldaten aus dem ganz nahen Walde, 
auf die Wächter zu, welche an ihrem Feuer saßen, und sagten: „Guten Abend! 
Seid ihr Patrioten?" „Das will ich meinen", erwiderte der Eine, wir sind auch 
lange Soldaten gewesen. Gut! So geht in den Wald, gleich an der ersten großen 
Eiche lehnt ein Offizier, der es nicht lange mehr machen wird. Seht, ob ihr ihm 
noch etwas helfen könnt, wir können nicht länger bleiben. Mit diesen Worten 
verschwanden sie im Dunkel, die Wächter aber gingen hin, und fanden bald einen 
zum Sterben verbluteten, jungen Mann, gaben sich ihm als Freunde zu erkennen, 
und versprachen, ihm Hilfe zu schaffen. Einer blieb bei ihm, der andere ging ins 
Dorf zum Gärtner, als (dem) Aufseher des Baues, um zu fragen, ob er nicht Rath 
wisse? Da er gehört hatte, daß der gefundene Mann (es war Theodor Körner) 
nur eine Fleischwunde an der Stirn habe, so vermuthete er richtig, daß Hunger 
und Durst eben so viel Antheil an seiner tödtlichen Schwäche haben möchten, als 
der Blutverlust. In Ermangelung eigener Borräthe ging er zum Pachter des 
Ritterguts, Schurig, hieß der Ehrenmann, bekam von ihm zarte Nahrungsmittel 
und Wein, und brachte das dem Kranken hinaus. Einige kleine Bissen, weiches in 
Wein getauchtes Brot, belebten ihn schon so weit, daß er mehr genießen konnte, 
und sich nun bald stark genug fühlte, sich, unter beiden Armen unterstützt, ins Dorf, 
in die Wohnung des Gärtners führen zu taffen, wo er in einem kleinen Kämmerchen 
verborgen wurde. Von dem allen benachrichtigt, begab ich mich am folgenden 
Morgen zu ihm, und erbot mich, ihm Briefe zu schreiben, oder seine Baarschast in 
Sicherheit zu bringen, wenn er es wünsche, denn er sollte etwas von der Kriegskasse 
bei sich haben; aber er dankte für mein Erbieten, ohne es anzunehmen. Nur eine 
Warnung nahm er von mir an. Als ich ihn nämlich fragte, was er zu thun ge¬ 
denke , wann seine Wunde geheilt sein würde, gab er zur Antwort, er habe einen 
zuverlässigen Freund an dem geheimen Gesandtschaftsrath von Blümer in Frohburg; 
er werde sich in einen Wagen mit Stroh oder Heu packen, und sich dorthin bringen 
lassen. Auf meine Bemerkung, daß dies jetzt ein ziemlich unsicheres Mittel, daß 
die List, Menschen darin zu verbergen schon zu oft gebraucht fei, daß man solche 
Wagen ablade oder durchsteche, gab er diesen Plan auf, und wurde auf andere 
Art gerettet." 
(„Erlebniffe eines sächsischen Landpredigers etc." a. a. O. S. 64 ff.) 
b) Was der Gärtncrssohn von Großzschocher erzählt. 
„Mein Vater F. Häuser, welcher Gärtner und Rechnungsführer in Gro߬ 
zschocher war, hatte 1813 die Aufsicht über den Bau eines Wehres zwischen Gro߬ 
zschocher und Knautkleeberg, ohnweit des Gehölzes, genannt die Schöne, wohin sich 
mehrere Lützow'sche Jäger nach dem Uebersalle bei Kitzen geflüchtet hatten. In der 
Nacht vom 26. zum 27. Juni1) des gedachten Jahres kamen zwei flüchtende Jäger 
0 Diese Angabe ist offenbar ein Irrtum, es war die Nacht vom 17. zum 18. Juni.
	        
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