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Wir wollen fromme Weisen
Dir zum Gedächtnis; weih'n;
Und stets nach dir soll heißen
Der Fels auf Altenstein.
(Bechstein.)
10.
Karl der Große,
reg. 768—814 n. Chr.
Das ist Kaiser Karl der Große, der da herrscht gewaltiglich,
Welchem nie vor ihm ein Kaiser, welchem nach ihm keiner glich,
Löwenmark in den Gebeinen, Adlersinn im hohen Haupt,
Und ein Kinderherz im Busen, welches an das Heil'ge glaubt.
Karl der Große, Sohn des Frankenkönigs Pi Pin, wurde
ant 2. April 742 geboren. Sein Geburtsort ist aber ganz un¬
gewiß. Einige nennen Aachen, Andere das Schloß Ingel¬
heim bei Mainz und noch Andere das Schloß Karlsberg am
Wurmsee in Oberbaiern. Sein Großvater war Karl M ar¬
tet l (= der Hammer), welcher die europäische Christenheit vor
dem Schwerte und Glauben der Araber schützte, indem er im
Jahre 732 in der fürchterlichen Schlacht bei Tours 375,000
Feinde niedermachte und ben Rest nöthigte, sich wieder nach
Spanien zurück zu ziehen. Karls Vater war, wie wir wissen,
Pipin, der den Beinamen »der Kleine« hatte.
Noch vor seinem Tode theilte Pipin die fränkische Monar¬
chie unter seine betben Söhne, Karl und Karl mann. Karl¬
mann starb schon im Jahre 772, und Karl wurde nun allei¬
niger Köiüg des Frankenreichs, indem die beiden noch unmün¬
digen Söhne des Verstorbenen übergangen wurden.
Karl war ein schöner, hochherrlicher Manu. Seine großen,
Hellen Augen blickten sanft und wohlwollend; aber wenn er zürnte,
glichen sie flammenden Feuern. Eine geradlaufende Nase, gesunde
Gesichtsfarbe und schwarz wallendes langes Haar zierten sein
Haupt. Männlichen und majestätischen Ansehens erkannte man
in ihm den ruhmreichen Ländergebieter. Selten unwohl, im Alter