Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters] (Theil 3)

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nur wenig leidend, ritt er gern aus. Er eilte durch den grünen 
Wald und sang ein Lied zu dem Harfenspiele der Vögel. Keiner 
seiner Zeitgenossen kam ihm an Stärke gleich, wenn er im Scherze 
einen gewaffneten Ritter mit einer Hand von der Erde erhob 
und ein Hufeisen leicht auseinander brach. 
Des Kaisers Kleidung war einfach, an Werktagen nur solche, 
welche Frau und Töchter ihm gesponnen und gewoben hatten. 
Ausländische Tracht haßte er. Einst nahm er Viele seines Ge¬ 
folges, die sich in ausländische kostbare Modepelze gekleidet hat¬ 
ten, im heftigsten Sturmwetter mit auf die Jagd durch Morast 
und Dorngestrüppe. Diese kehrten mit arg zerfetzten Kleidern 
zurück und waren nun von ihrer Sucht, ausländische Kleider zu 
tragen, geheilt. 
Karl ruhte nur drei Stunden; dann stand er auf und berief 
seinen Hof zu Geschäften der Regierung. Der lateinischen und 
selbst auch der griechischen Sprache kundig, hing er doch mit 
großer Vorliebe an der Sprache seines deutschen Vaterlandes. 
Er dichtete selbst Lieder unb sammelte die im Munde des Volkes 
verbreiteten Gesänge von den Schlachten und Königen der 
Vorzeit. 
Karl hatte eine Gesellschaft von Gelehrten um sich, mit denen 
er, den Kaiser ablegend, oft freundlich zusammen kam, um sich 
mit ihnen zu besprechen über Kunst imb Wissenschaft und über 
die Mittel, das Volk zu bilden. Unsere deutschen Monatsnamen: 
Hornung, Lenzmonat, Brachmonat, Heumonat, Wonnemonat 
u. s. w. rühren von ihm her.' Selbst eine deutsche Grammatik 
soll er verfaßt haben. Besonders zog ihn auch die Sternkunde 
an, der er oft ganze Nächte widmete. — Christ war er mit 
Herz und Seele, war Freund des Gottesdienstes und verbesserte 
den Kirchengesang durch Einführung besonderer Sängerchöre. Die 
Geistlichen ermahnte er zu reiner Frömmigkeit und zum thäti- 
gen Christenthum. In Mainz nahm er einem Domherrn den 
Gold- und Seidenhut vom Kopfe, als eine Soldatenzier, und 
hieß ihn den Pf äffischen Hochmuth oblegen. 
Ein sehr bedeutendes Unternehmen Karls war der Krieg gegen 
die heidnischen Sachsen, die er zum Christenthume führen wollte.
	        
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