Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte] (Theil 4)

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in den Reihen der Kaiserlichen den Ruf: „Der Pappenheimer 
ist todt, die Schlacht ist verloren, die Schweden kommen 
über uns!" Pappenheim's Kürassiere dringen aber abermals in 
die Schweden ein, und Wallenstein, der bisher die Schlacht mit¬ 
ten im Kugelregen kaltblütig geleitet hat, ist bemüht, die Schlacht« 
ordnung wiederherzustellen. Die Schweden weichen. Da ruft end¬ 
lich Bernhard von Weimar die bisher aufgesparte Reserve 
in's Feuer. Auf's Neue rückt die ganze Linie zum Angriffe vor, 
und kämpft so tapfer, daß die Kaiserlichen sich nicht mehr be¬ 
haupten können. 
Als die Sonne sich zum Untergange neigte, wendet sich das 
ganze Heer, ohne auf Wallenstein's Drohungen und Versprechun¬ 
gen ferner zu achten, zu ordnungsloser Flucht. So mußte der vor 
Wuth knirschende Wallenstein endlich das Schlachtfeld räumen. 
Die Schlacht hatte elf Stunden gedauert, und 9000 Leichen 
bedeckten den Wahlplatz. Die Schweden brachten die Nacht auf 
dem Schlachtfelde zu, und das kaiserliche Geschütz blieb in ihren 
Händen. Wallenstein, der beschlossen hatte, seine Winterquartiere 
in Sachsen zu nehmen, führte die traurigen Ueberbleibsel seines 
Heeres, die sich am folgenden Tage ohne Gepäck, ja fast ohne 
Fahnen und Waffen, in Leipzig sammelten, nach Böhmen. 
Gustav Adolph und seine Schweden -ei Lützen. 
(Gedicht von Dr. K. Haltaus.) 
Bei Lützen an der Straße, wo Deutschlands Banner stand, 
erlosch manch biedres Auge, sank manche starke Hand; 
zweihundert Jahre blicken auf dieses Todtenfeld, 
da schlafen deutsche Brüder, da schläft des Nordens Held. — 
Bei Lützen an der Straße steht noch ein schlichter Stein, 
ein stolzer Bau von Eisen faßt jetzt das Kleinod ein; 
der Stein weiß viel zu künden von Streitern und von Muth, 
von Freiheit und von Glauben, von Leichen und von Blut. — 
And ist er auch bewittert von Sturm und Sonnenschein, 
kein Wandrer wallt vorüber, er tritt zum Schwedenstein; 
und bleibt er stumm bei Fragen, was Großes hier geschah, 
das Große lebt im Munde der Menschheit fern und nah. — 
Es lag ein dichter Nebel gelagert auf der Flur; 
man hörte Waffen klirren und sah nicht Feindes Spur; 
man dachte angstbeklommen an's wechselvolle Glück, 
bis vor der Mittagssonnen der Luftflor wich zurück. —
	        
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