322
Tugend und Gerechtigkeit ihre ganze Kraft zu weihen. Es waren
besonders drei Artikel, welche sie festsetzten. Zufolge des ersten
Artikels wollten sie, den Worten der Schrift gemäß, sich als Brü¬
der betrachten, bei allen Angelegenheiten stch gegenseitig Hilfe
leisten, sich zu ihren Untherthanen und zu ihren Armeen als Fa¬
milienväter betrachten. Nach dem zweiten Artikel sahen sich alle
drei Monarchen nur als Abgeordnete der Vorsehung an,
um drei Zweige einer und derselben Familie zu regieren, weil alle
Drei nur Theile Einer christlichen Nation. In Folge des dritten
Artikels wurde die Versicherung gegeben, daß alle Fürsten, welche
von gleichen Gesinnungen beseelt seien, in diesen Bund ausgenom¬
men werden sollten.
Auf daß die Ruhe von Europa um so fester begründet würde
und überhaupt die von dem heiligen Bunde aufgestellten Grund¬
sätze aufrecht erhalten würden, trafen die Fürsten der europäischen
Hauptmächte die zweckmäßigsten Anordnungen auf den Congresien
zu Aachen (28. Sept. 1818), C arlsb ad (1819) und Wien
[1819—1820].*)
Revolution in Spanien, Portugal, Neapel und Piemont.
1820 und 1821.
Kaum waren fünf Jahre des äußern Friedens verflossen, da lo¬
derte (1820) wieder die Kriegsflammc gewaltsam auf. Von einem
Theile der spanischen Armee, welche in Cadix zusammengekommen
war, um von da nach Amerika sich eiuznschiffen, wurde das Zeichen
zu einer gänzlichen Staatsveränderung in Spanien gegeben. Das
angrenzende Portugal folgte bald diesem Beispiele, und auch
hier ging die Bewegung vom Heere ans. Kurz vorher hatte auch
die neapolitanische Armee den König genöthiget, seinen Staaten eine
freie Verfassung zuzusagen.
*Muf dem Eongreste zu Aachen söhnte man sich mit Frankreich,
welches als die fünfte cnrop. Hauptmacht anerkannt wurde, völlig ans;
zu Carlsbad wurden Beschlüsse zur Unterdrückung vermeintlicher
oemagogischer Umtriebe vorbereitet, zu welcher Maßregel bes. die Er¬
mordung Kotzebue's sd- 23. März 1819) durch Sand :c. Veran¬
lassung gab.