Full text: [Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte] (Theil 4)

365 
in den Wänden. Auch in der Maschinenfabrik des Schmiedemei¬ 
sters Herrn Hartung sah es ans wie lauter Krieg. Hier sah man 
eingeschlagene Fenster und Thüren, und selbst gußeiserne Töpfe und 
Oefen waren so zerschlossen worden, daß man nur noch einzelne 
Stücke davon bemerkte. Vor dem Fabrikgebäude hatten nämlich 
die sich langsam zurückziehenden Preußen noch eine Kanone aufge¬ 
stellt, um die Hannoveraner zurückzuhalten; allein diese beschossen 
das Gebäude so, daß vie Kugeln durch das Dach und die Wände 
drangen. Am Härtesten ist jedoch die an der Salza gelegene 
Mühle, in deren unmittelbarer Nähe der Krieg wüthet, betroffen 
worden. Herr Kallenberg, dem diese Mühle gehört, mußte, 
um sein und der Seinigen Leben zu retten, seine Wohnung ver¬ 
laßen und in der Stadt Schutz suchen. Ein Langensalzaer Bür¬ 
ger, Herr Hirt, Besitzer des Cafe français, wurde von einer 
hannoverschen Vollkugel in seiner eigenen Hausthür verwundet, so 
daß er einige Tage darauf starb. Gegen 6 Uhr Abends gingen 
die Preußen mit ihren Verbündeten zurück, wohl einsehend, daß 
sie, trotz ihres rühmlichen Heldenmuthes, gegen die Uebermacht 
(7—8000 Mann gegen 18—20,000 Mann) Nichts auszurichten 
im Stande wären. Furchtbar donnerten nun noch die Kanonen 
in der Nähe der Neustadt; die Bewohner derselben wurden da¬ 
durch in Angst und Schrecken gesetzt, daß Viele schreiend und heu¬ 
lend aus ihren Wohnungen flüchteten. Doch — Gott sei gedankt! 
— die Stadt blieb, mit Ausnahme der bezeichneten Gebäude, 
verschont. Nun rückten die Hannoveraner, die sich als Sieger be¬ 
trachteten, nach 5 — 6stündigem Kampfe, wieder ein. Ihre 
Siegesfreude war aber nur von kurzer Dauer; denn schon am fol¬ 
genden Tage sollte es anders kommen. General Manteußel war 
ganz in der Nähe erschienen, und die Hannoveraner steckten nun, 
wie die Maus, in der Falle. Jetzt war kein anderer Ausveg, 
als sich zu ergeben. Dieß geschah am 28. Juni; die hannowr- 
sche Armee wurde nun aufgelöst, und die Truppen gingen unbe¬ 
waffnet in ihre Heimath. 
Wir lassen hier noch zwei Proclamatiouen folgen, welche der 
König Georg nach der Schlacht erließ. 
An Meinen General-Lieutenant v. Arentsschildt, eommandirenden 
General Meiner im Felde befindlichen Truppen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.