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tet wird, fand bei einem zwischen katholischen und reformirten Kan¬
tonen ausgebrochenen Kriege in dem Treffen bei Kappel seinen
Tod (d. lOten Oct. 1531). Die fünf Orte Schwyz, Uri, Unter¬
walden, Luzern und Zug, in welchem die Mehrzahl des Volkes
noch in großer Unwissenheit lebte, hatten sich nämlich beharrlich
gegen jede Verbesserung gesetzt. Endlich kam es sogar zum offenen
Kriege, und bei Kappel standen sich die Brüder mit dem Schwerte
in der Hand gegenüber, um sich des Glaubens wegen zu zerfleischen.
Zwingli, der als Feldprediger mitgezogen war, wurde durch
einen Steinwurf zum Fallen gebracht.
„Was Unglück ist das?" ries er seinen trauernden Brüdern zu,
„den Leib können sie wohl tobten, aber die Seele nicht." Von
einem wilden Feinde empfing er den Todesstoß. Der ergrimmte
Sieger zerstückte und verbrannte seinen Leichnam, und zerstreute
die Asche in die Luft Aber sei» Andenken vermochten sie in den
Herzen der Seinen nicht zu vertilgen; durch den Märtyrertod ver¬
klärt, strahlt es in unvergänglichem Glanze fort.
Seine Lehre fand in Deutschland, Frankreich und den Nieder¬
landen viele Anhänger.
Neben Zwingli wird als Stifter der reformirten
Kirche genannt:
Johann Calvin (Jean Chauvin),
weßhalb dieselbe auch die calv i n i sti ch e oder der Calvinismus
heißt. Seine Lehre stimmt jedoch nicht in allen Punkten mit der
Zwingli's überein Calvin war ani lOten Juli 1509 zu
Noyon in Frankreich geboren, und widmete sich in Paris dem
Studium der Gottesgelehrsamkeit. Er wurde mit Luther's Schrif¬
ten bekannt, und begeisterte sich für die neue Lehre und das Werk
der Kirchenverbesserung. Wegen seiner Anhänglichkeit an Zwing¬
li's Lehre wurde er aus Frankreich vertrieben. Er ging nun
nach der Schweiz, zuerst uach Basel, und von da nach Genf,
wo man ihm eine Profestnr und eine Predigerstelle antrug (1539).
In Genf führte er, uni einen christlichen, ehrbaren Wandel her¬
zustellen, nicht bloß die neue Lehre, sondern auch eine sehr strenge
Zucht ein. Seine Strenge aber und die Neuerungen, welche er
in Kirchensachen machte, wurden Veranlassung, daß er seine Stel¬