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für die weißen oder für die schwarzen entscheiden." (Die Chronik 
meldet nicht, welche Farbe sie gewählt haben.) 
Auch die Schellen machten in diesen Zeiten einen beträchtli¬ 
chen Theil des Putzes großer Herren und Damen aus. In einem 
alten geschriebenen Tagebuche, „dat olde Bok" genannt, heißt es 
von den Frauen, welche den Festen und Nitterspiclen beiwohn¬ 
ten, die von mehreren Fürsten in den Jahren 1370 und 1376 zu 
Göttingen gehalten wurden: „Sie waren alle wunderschön und 
mit purpurnen Kleidern angethan, hatten hinten dicke Wülste 
und um sich klingende Gürtel und Borden mit Schellen; die 
schur, schur, schur, kling, kling, kling, machten." 
In einer mcklenburgischcn Chronik heißt cs: „klm diese 
Zeit (1430) war ein sö großer Uebcrfluß an prächtigem Gewand 
und Kleidungen der Fürsten und Herren, Ritter und Knechte, 
auch der Frauen, als vormals nie geführt worden; da trug man 
silberne Fassungen und Bänder mit großen Glocken von 10 —12, 
15, auch bisweilen von 20 Marken Silbers an Werth.— Des¬ 
halb sang man auch, als Parodie eines bekannten Kirchenliedes: 
TJbi sunt gaudia? (Wo gchts fröhlich her?) 
Nirgends mehr, denn da, 
Da die Schellen klingen; 
Regis in Curia, (Ami Hofe des Königs,) 
Eija, wären wir da! 
Von der Aufmerksamkeit des Nürnbergischcn Raths auf den 
Luxus und besonders auf die Kleidcrpracht, kommen in den Jahr¬ 
büchern jener damals besonders blühenden freien Reichsstadt meh¬ 
rere interessante Beifpielc vor: 
„Im Jahre 1425 starb Hans Tücher, einer der Aeltcrcn 
des Raths und Losunger.^) Man trug ihn unter einem grünen 
sammetenen Leichentuche zu Grabe, welches 140 Gulden gekostet 
und das er in die St. Sebaldskirche zu einem Ornate vermacht hatte. 
*) Losunger hießen früher im Rathe zu Nürnberg die zwei Ersten.
	        
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