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die Musik sein Herz erheitern. Er behauptete, die Menschen, 
welche von dieser Kunst nicht gerührt würden, seyen den Klötzer i 
und Steinen gleich; auch habe er gefunden, daß der Teufel die 
Musik nicht leiden könne, da er es oft an sich erfahren, wie bei 
ihrem Klange alle Sorgen und Bekümmernisse aus der Brust, 
nicht anders, als wie vor Gottes Wort, entflohen waren. 
In seinen letzten Lebensjahren mißfiel ihm die Richtung, 
welche die Reformation durch die Unschlüssigkcit der Genossen des 
schmalkaldischcn Bundes und durch Mclanchthons Nachgiebigkeit 
nahm, so sehr, daß er sein Lehramt niederlegte und sich mit sei¬ 
ner Familie auf's Land begab. Nur auf dringendes Ersuchen des 
Churfürsten konnte er bewogen werden, auf's Neue nach Witten¬ 
berg zurückzukehren. Er war noch nicht lange wieder dort, als 
ihm aufgetragen ward, eine Streitigkeit der Grafen von Mans¬ 
feld zu schlichten (ein Theil von ihnen hatte die evangelische Lehre 
angenommen, der andere aber war katholisch geblieben, und es 
waren beide Theile darüber in Uneinigkeit gerathen, wem die 
Bergwerke im Lande Zufällen sollten), um welcher willen er eine 
Reise nach Eis leben nöthig fand. Er trat dieselbe mitten im 
Winter an (Jan. 1546), traf aber schon zu Halle so entkräftet 
ein, daß sein dasigcr Freund, Doctor Jonas, Superintendent 
und Prediger an der Ulrichskirche, es rathsam erachtete, ihn nach 
Eislcben zu begleiten. Als er über die ausgetretene Saale fuhr, 
drohte ein Sturm den Kahn, worauf er sich mit seinen Söhnen 
befand, umzuwerfen. Auch in dieser Gefahr verließ ihn seine 
heitere Laune nicht. Scherzend sagte er zu seinem Freunde: 
,,Mein lieber Doctor Jonas, wäre das dem Teufel nicht ein fein 
lieblich Wohlgefallen, wenn ich mit drei Söhnen und Euch im 
Wasser ersöffe!" Er kam glücklich hinüber; doch ward er gleich 
darauf von Beklemmungen und Ohrenbrausen ergriffen und langte 
krank in Eisleben an. 
Wie schwach Luther sich auch bei seiner Ankunft in Eisleben 
fühlte, so predigte er doch daselbst noch viermal (zuletzt am 
Sonntage den 14. Februar) und wohnte alle Tage den Sitzungen 
erschrocken, erzürnt und beschämt zugleich, schalt, bat um Vergebung 
und glaubte die Ungezogenheit dadurch wieder gut zu machen, daß er 
einige Flaschen des besten Weins für sein Geld zu holen befahl, wel¬ 
ches Luther natürlich verhinderte.
	        
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