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Kinder, gemordet. Auch die Mutter des Cardinerls, die betagte 
Gräfin von Salisbury, ward zum Tode verurthcilt. Im Be¬ 
wußtsein ihrer Unschuld und stolz auf ihre königliche Abkunft, 
weigerte sie sich, ihr Haupt auf den Block zu legen , schüttelte 
ihr graues Haar und lief auf dem Blutgerüste umher, dem 
Henker zurufend: „Ich kann ermordet, aber nicht gerichtet 
werden!" Dieser verfolgte die Unglückliche und streckte sie, 
da er sie mit dem Beile eingeholt hatte, mit vielen Wunden 
nieder. — Sie war der letzte Sprößling des Stammes der 
Plantageneten, welcher 3oo Jahre lang über England 
geherrscht (s. S. 96). 
Heinrich, nicht zufrieden, in feinem eigenen Lande die Herr¬ 
schaft des Papstes abgeworfen zu haben, wollte auch ein Gleiches 
in andern Staaten bewirken. Franz I. hatte die meisten Be¬ 
weise seiner Bekehrungssucht erfahren, und dessen geringe Will¬ 
fährigkeit nicht wenig zu dem gänzlichen Erkalten der wechselsei¬ 
tigen Freundschaft beider Monarchen beigetragen. Desto ernst¬ 
licher war es nun auf Jacob V. von Schottland abgesehen und 
der Vorsatz fest gefaßt, nicht eher abzulassen, bis er für seine 
Absicht gewonnen sey. Heinrich fing daher an, freundschaftliche 
Unterhandlungen mit Jacob zu pflegen, und that ihm am Ende 
den Vorschlag einer Zusammenkunft zu Pork, die dieser annahm, 
und wozu die Zeit und übrigen Maßnahmen bestimmt wurden» 
Jacob war ein biederer Mann, von edlem, unbefangenen Sinne, 
aber nichts weniger, als guter Diplomatiker oder Geschäftsführer. 
Er war in hohem Grade leidenschaftlich, also auch lenksam und 
insbesondere durch gefällige Eindrücke des Wohlwollens zu Allem 
zu bewegen. So auch bcurtheilte ihn seine Gemahlin, und des¬ 
halb war ihr diese Zusammenkunft höchst unangenehm. Selbst 
eifrige Papistin und Freundin und Verwandte des französischen 
Hofes, hatte sie leicht in besorgender Ahnung die Absichten Hein¬ 
richs crrathen. Auch war die Einwilligung von Seiten Jacobs 
ohne ihr Wissen gegeben; darum bot sie, sobald dieselbe zu ihrer 
Kcnntniß gekommen, Alles auf, um ihren Gemahl von der Er¬ 
füllung seines gegebenen Wortes abzuhalten. 
Heinrich begab sich, ohne hiervon das Geringste zu ahnen, 
gegen die festgesetzte Zeit nach Pork und ließ, während ec aus 
Jacob wartete, durch eine Proclamation bekannt machen, daß 
Jedem, dem sein Minister, ohne sein Wissen, Unrecht gethan, 
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