i 
— 101 — 
Wesens," um sich dem Könige zu empfehlen, dessen ausschlie- 
sende Neigung zum Soldatenftande bekannt genug war. — 
Fasmann kannte den Lauf der Welt besser, als Gundling, 
konnte auch mehr Wein vertragen, als dieser. Dabei stand ihm, 
nebst einer starken Dosis von Unverschämtheit, eine gewisse Art 
pcrsistirenden Witzes zu Gebote, meistens aber nicht von der fein¬ 
sten Gattung. Nun nahm er sich den armen Gundling zur Ziel¬ 
scheibe seiner Mystifikationen und Unftäthereien, um sich das Wohl¬ 
gefallen der rohen Gesellschafter des Königs zu erwerben, welche 
diese beiden Menschen aneinander hetzten unter dem Vorwände, 
das sie über diese oder jene gelehrte Materie disputiren sollten. 
Faßmann hatte den Vortheil einer geläufigeren Zunge und blieb 
noch ziemlich nüchtern, wenn jener schon berauscht war. Der 
gelehrte Streit endigte gewöhnlich damit, daß die beiden Pro¬ 
fessoren sich bei den Perrücken faßten und an die Erde warfen. 
Bald nach seiner Ankunft trug der König Faßmann auf, 
eine Spottschrift gegen Gundling abzufassen, und bald darauf 
erschien, zur großen Ergötzlichkeit des Königs und des Publikums, 
ein Merkchen ,,der gelehrte Narr" im Druck, mit einem Titel- 
k'upfcr, welches Gundling vorstellen sollte. Er sitzt in seinem 
Studierzimmer im Schlafrocke und ist beschäftigt, einigen um ihn 
her sitzenden Affen und Hasen Unterricht zu ertheilen. Indessen 
ist ein großer Affe bemüht, ihm die Pcrrücke auszukämmcn. Ein 
Satyr hält ihm ein Buch vor, aus welchem ein Aeffchen ein 
Blatt ausreißt, um sich dessen der Reinlichkeit wegen zu bedienen. 
Der gelehrte Narr ist entrüstet, sein Werk zu solchem Gebrauch 
verwendet zu sehen, und hebt erzürnt den Stock, während ein 
Pavian ihm zur Besänftigung eine Pfeife mit dem Fidibus reicht. 
Leere und volle Flaschen und Krüge stehen umher. — Der König 
vc ran laste Faßmann, dem Obcrceremonienmeister diese Schrift 
in seiner Gegenwart zu überreichen, worüber dieser in die größte 
Wuth gerieth. Er nahm eine Pfanne mit glühendem Torf und 
warf sie Faßmann in's Gesicht, so daß er ihm die Augenwim¬ 
pern versengte und ihn auch sonst beschädigte. Faßmann, der 
bei weitem handfester war, verschaffte sich auf der Stelle Genug- 
thuung. Er warf Gundling zur Erde, zog ihm die Beinkleider 
herunter und schlug ihn mit der glühenden Pfanne so empfindlich, 
daß er vier Wochen lang nicht sitzen konnte. Von jetzt an kam 
es fast jedesmal, wenn sie im Tabakcollegium sich trafen, zum
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.