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Ordensbänder bekamen und vorzüglich ganz unverdienter Weise 
die ungeheuersten Neichthümer erhielten. Einer ihrer Lieblinge,» 
AlexiS Nasumowöky, der Sohn eincS Bauern in der Ukrane, 
welcher alö Chorknabe in der kaiserlichen Kapelle gesungen hatte 
und nach Elisabeths Thronbesteigung zum Grafen erhoben war, 
wurde ihr insgeheim angetraut; ein anderer, Iwan Schuwa- 
low, aus einem alten adeligen Geschlechte, aber von wenig 
begüterten und noch weniger in Ansehen stehenden Eltern geboren, 
war durch seine Habsucht das Schrecken der Handelsleute*). 
Die Ausschweifungen der Kaiserin Elisabeth waren indeß 
nicht das Einzige, was die russische Nation au ihr zu tadeln 
fand. Anna hatte das Scepter zwar mit ohnmächtiger, aber 
*) Elisabeth war noch nicht siebzehn Jahre alt, als sie mit einem gemei¬ 
nen russischen Soldaten von grosser Schönheit, Namens S ch u b i n, 
das erste Liebesvcrständnlß unterhielt. Ihrer Mutter blieb diese 
unwürdige Verbindung unbekannt, allein die Kaiserin Anna erhielt 
Kunde von den geheimen Zusammenkünften der Prinzessin, und Schubin 
ward ohne alle Vorbereitung nach Sibirien gebracht und in ein unter¬ 
irdisches Gefangniß geworfen. Alö Elisabeth den Thron bestiegen 
hatte, sendete sie sogleich einen Courrier nach Sibirien ur>d versprach 
ihm große Belohnungen, wenn er Schubin entdecken würde. Dies 
aber war eine sehr schwierige Aufgabe. Der Unglückliche hatte, wir 
alle Verwiesenen, vor seiner Abreise seinen Namen, verändert und 
schwören müssen, ihn nie zu entdecken. Sein wahrer Name war dann 
vergessen, und der angenommene bei der geheimen Canzlei eingeschrie¬ 
ben worden. Niemand konnte also darüber Auskunft geben, als 
Schubin selbst. Der Courrier, welcher ihn entdecken sollte, durch¬ 
suchte in dem Ungeheuern Sibirien alle Gefängnisse, fragte alle Ver¬ 
wiesenen, wie sie hießen, und fand ihn nicht, weil er so unbedacht 
^gewesen war, nicht zu sagen, wer ihn schicke, und wer damale Ru߬ 
land beherrschte. Endlich, nachdem erbeinahe zwei Jahre vergebens 
gesucht hatte und schon auf der Rückreise begriffen war, kam er zum 
zweiten Male in ein Gefangniß, fragte wieder nach und rief endlich 
voll llnmuth auö : ,, Was wird unsere Kaiserin Elisabeth sagen, wenn 
ich Ihr Schubin, nicht bringe!" — ,, WaS, — schrie cirrer der Gefan¬ 
genen — ist Elisabeth Kaiserin, so bin ich Schubin!" Er kam nun 
im Sommer des Jahres 174,'i nach Petersburg zurück, ward Major 
bei der Garde und bald darauf Generalmajor und Ritter des Alexander- 
Newsky - Ordens. Da aber das llnglück nur noch schwache Spuren 
seiner vorigen Schönheit übrig gelassen hatte, so war Elisabeth nicht 
geneigt, das ehemalige Verhältniß mit ihm wieder herzustcllen. Er 
verließ daher den Hof und lebte zurückgezogen aus seinen Gütern, die 
ihm die Kaiserin geschenkt hatte.
	        
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