295 
wurden erwählet: Kaiser Karl VI., König August II. von 
Polen, Czar Peter L, die Generalstaatcu und der Cantón Bern. 
Die Taufhandlung ward mit allem Pompe veranstaltet, den der 
König so sehr liebte. Der Täufling wurde in Begleitung vieler 
Herren und Damen unter einem Himmel nach der Capelle getra¬ 
gen, wo ihn der König selbst übernahm, der, nebst der Königin, 
dem Kronprinzen und dem Fürsten von Dessau, die abwesenden 
Palhen vorstellte. Der junge Prinz hatte eine Krone auf dem 
Haupte und war in Silberstück, mit Diamanten besetzt, geklei¬ 
det, dessen Schleppe sechs Gräfinnen trugen. Er erhielt den 
Namen Karl Friedrich. — Seine erste Kindheit verlebte der 
Prinz unter den Augen einer ehrwürdigen Matrone, der ver- 
wittweten Oberst von Rocoules, die auch schon seines Vaters 
Gouvernante gewesen war. Es spricht sehr für den Character 
dieser Frau, dass sie nicht nur beide so lebhafte königliche Knaben 
wahrend ihres Oberhofmeisteramts mit Liebe an sich zu fesseln 
gewußt, sondern auch noch Friedrichs, des Mannes, Achtung 
bis an ihr Ende behalten bat (gcst. 1741). Von ihr, als einer 
geborenen Französin, empfing er die ungemeine Vorliebe für die 
französische Sprache und, wie leicht zu denken, auch für die 
französische Nation. Im siebenten Jahre ward er der mann- 
lieben Erziehung übergeben. Zwei hohe Militairpcrsonen führten, 
wie schon im Früheren erwähnt, die besondere Aufsicht über ihn, 
aus welcher Wahl man sieht, daß Friedrich Wilhelm dem 
Prinzen eine ganz soldatische Erziehung geben wollte. Ein Major 
von Senning gab ihm Unterricht in der Mathematik und 
besonders in der Festringsbaukunst, und ein Cadet, Christoph 
Friedrich von Nanzcl"), unterwies ihn in den Waffcn- 
ü'oungen. Ilm seinem Sohne frühzeitig Liebe zu den Waffen 
einzusiößen, ließ der Vater über der alcen Hauptwache in Berlin 
ein kleines Zeughaus von Stücken und kleinem Gewehr anlegen. 
Indesi ward auch Reiten, Fechten und Tanzen nicht vergessen. 
Latein sollte Friedrich gar nicht lernen, das Französische und 
Deutsche aber so, daß er sich darin eine elegante und kurze 
Schreibart angcwöhne **). Der lebhafte Prinz fand an. Allem 
*) Er war nicht viel älter, als der Prinz, begleitete ihn in allen Feld¬ 
zügen und starb als Gencrallieutenant wenige Jahre vor Friedrich. 
**) Friedrich erzählte in späteren Jahren zuweilen, daß er in seiner ersten 
Jugend einen Lehrer gehabt, der ihn habe in der lateinischen Sprache
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.