Contents: Das Mittelalter (Teil 1)

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und herrschenden Klassen niedergedrückt. Eine Synode in London verurteilte jetzt 
(1382) eine Anzahl Wiclisscher Sätze als ketzerisch, ja ein nach Oxford verlegtes 
geistliches Gericht sprach Wicliss Ausstoßung von der Universität aus; doch 
wagte man weder die Exkommunikation über ihn zu verhängen noch ihm seine 
Pfarrei Lntterworth [lötteruörs] in der Grafschaft Leicester zu nehmen, die 
ihm die Krone verliehen hatte; hier wirkte er als Seelsorger sowie durch Schrift 
und Lehre noch in Ruhe einige Jahre (f 1384). — 
In den kirchlichen Kämpfen nahm Richard II. (1377—1399), der Nach¬ 
folger Eduards III., eine schwankende und unsichere Stellung ein; seine Willkür- 
liche und verschwenderische Regierung führte endlich zu seiner Absetzung mittels 
des Parlaments. Unter Heinrich IV. (1399—1413), mit dem die Herrschaft 
des Hauses Lancaster [lä'nfäftr] (Herzogt, nördl. von der Mersey [ntfrfei] a. d. 
irischen See) begann (1399—1461), gewann die alte Lehre wieder vollkommen 
das Übergewicht; die Vernichtung der Ketzer, der sogen. Lollharden, wie die 
Anhänger Wicliss genannt wurden, durch das Feuer ward durch das Gesetz 
beschlossen. Heinrich V. (Sohn Heinrichs IV. 1413—1422) vollendete die 
Ausrottung der Ketzerei. Eine Gesandtschast ging nach Konstanz, um die Her¬ 
stellung der rechtgläubigen Kirche auch der hussitischen Ketzerei gegenüber durch- 
setzen zu helfen. Zu gleicher Zeit erneuerte Heinrich V. das von Eduard III. 
erhobene Anrecht auf die Krone der Valois in Frankreich (vgl. darüb. Frankreich). 
In vollem Einklang mit dem Volke (dem Parlament) und zuletzt ruhmvoll 
nach außen hatten die Lancaster ^) die Regierung geführt. Unter Heinrich VI. 
(seit 1422 König, f 1472) aber folgte neben äußerem Unglück gegen Frankreich 
eine Zeit inneren Zwiespalts (der Kampf der roten n. weißen Rose)2); 
endlich behielt Eduard IV. (seit 1461 Gegenkönig) das Übergewicht; unter 
Greueln und Gewalttaten stieg das Haus York (Herzogt, östl. von Lancaster 
im südl. Northumbrien) auf den Thron. Die Herrschvegier des Geschlechts 
steigerte sich in Richard III. (1483—1485) zu einer Leidenschaftlichkeit, die 
alle göttlichen und menschlichen Gesetze mißachtete. Seinen Unthaten machte die 
Schlacht von BosWorth [bofouörs] (i. d. Grafsch. Leicester) ein Ende, in der 
er fiel (1485). 
Unter der neuen Dynastie Tudor [tjü'DÖr] begann ein gesetzlicherer Zu- 
stand. Der Kampf, den Heirich VIII. (Sohn Heinrichs VII.) gegen die kirch- 
liche Herrschaft des Papstes unternahm, drängte das Königtum dazu, sich in 
1 ) Eduard III., f 1377 
Eduard, der schwarze Prinz, f 1376 Johann von Gent, Herzog von Lancaster 
' Richard II., + 1400. ' Heinrich IV,, 1399 König 
Heinrich V. 
Heinrich VI., f 1472. 
2) Die Nation zerfiel in 2 Parlamente und 2 Beamtenschaften; jede Partei trug die 
Abzeichen des Hauses, die weiße Rose von Jork und die rote Rose von Lancaster. 
Richard, Herzog von Jork, -f- 1460 
Eduard IV., 1461—1483 Richard III., 1483—1485.' 
Cduard V., Elisabeth, 
1483. Gem.: Heinrich VII,, Tudor. 1485—1509 
' Heinrich VIII., 1509—1547. 
Weisel, Lehrbuch der Geschichte, U
	        
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