ihm seinen Pagen nach, der ihn endlich vor dem Köpenicker 
Thore auf einem Heuboden versteckt fand. Vor den König 
geführt, gab er sich für einen Neisediener eines Marfeiller Hand¬ 
lungshauses aus, und da dies sich als unwahr bewies, verur- 
thcilte ihn der König, „vier Wochen lang den Schutt von dem 
eingestürztcn Thurme der Peterskirche fortzukarren." — Ein 
Schachcrjudc, der von einem Zusammentreffen mit dem Könige 
in einer engen Straße nichts Gutes erwartete, suchte sich eilig 
davonzumachcn. Der Monarch holte ihn ein und fragte: „warum 
läufst du davon?" — „Weil ich mich fürchte!" gab der zit¬ 
ternde Jude zur Antwort. „Ihr sollt mich nicht fürchten, ihr 
sollt mich lieben," versetzte der König und ließ ihn dabei die 
Unbiegsamkeit seines Knotendornes' empfinden *■). — Andere dage¬ 
gen, welche dem Könige Rede zu stehen wußten, machten zuwei¬ 
len ihr Glück. Einen Candidatcn der Theologie hielt der König 
einst auf der Straße an, und als er von ihm hörte, daß er ein 
Berliner Kind scy, sagte er zu ihm: „Die Berliner taugen 
nichts." „Das ist in der Regel wahr — versetzte der Can- 
didat — indessen kenne ich doch zwei Berliner Kinder, die eine 
Ausnahme machen." „Und diese sind?" fragte der König. 
„Ew. Majestät und ich," gab der Candidat zur Antwort. Der 
König beschicd ihn für den folgenden Tag zu sich auf das Schloß, 
und da er in einer weiteren Prüfung gut bestand, erhielt er bald 
darauf eine Prcdigerstclle. 
Dem geringsten der Unterthanen war auf den Promenaden 
des Königs der Zutritt gestattet. Als er einst ausfuhr, lief ein 
Bauer neben dem Wagen her und hielt eine Bittschrift in die 
Höhe. Der König ließ halten, nahm die Bittschrift in Empfang, 
war aber verwundert, nichts Geschriebenes darin zu finden, son¬ 
dern ein Viereck mit lauter Strichen und Tintcnklcxen. Er ver¬ 
langte eine Erklärung, welche der Bauer dahin abgab, daß er, 
da er nicht habe schreiben können, und der Amtmann nicht habe 
*) Der Abwechselung halber führte der König zuweilen anstatt des spani¬ 
schen Rohres lange Knotenstöcke von Weißdorn. Zwei Exemplare der¬ 
selben befinden sich in der königl. Kunstkammer in Berlin»
	        
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