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sein TodeSurtheil anzukündigen. Ludwig blieb ruhig und gelassen.
Er verlangte einen dreitägigen Aufschub, vor Gott zu erscheinen,
den Beistand seines Beichtvaters und freien Umgang mit seiner
Gemahlin und seinen Kindern. .Nur die beiden letzten Forderun¬
gen wurden ihm bewilligt. Der Aufschub ward abgeschlagen,
und die Hinrichtung unwiderruflich auf den folgenden Tag be¬
stimmt. — Die letzte Zusammenkunft war herzzerreißend für diese
schmerzcrsüllte Familie. Die Verzweiflung der Königin, das
Wehklagen der Schwester und Kinder machte diesen Auftritt so
erschütternd, daß Ludwig selbst beinahe die Fassung verlor. Ec
versprach im Weggehen, am folgenden Morgen wieder zu kom¬
men; aber als er in sein Zimmer zurückgekehrt war, fühlte er,
daß die Prüfung zu hart scy; sprachlos stand er eine Zeitlang,
den Blick auf den Boden geheftet, dann sagte er: „Nein, ich
gehe nicht."^) Dies war sein letzter Kampf. Die Tröstun¬
gen der Religion stärkten ihn wieder, und er genoß die ganze
Nacht hindurch einen ruhigen Schlaf.
Der Morgen des 2l. Januar war gekommen. Ludwig
ward um fünf Uhr, wie er befohlen hatte, von seinem Kam¬
merdiener Clery geweckt und traf seine letzten Verfügungen.
Er nahm das Abendmahl, dessen Feier die wachthabenden Com-
missaricn, nach einigen geäußerten Bedenklichkeiten wegen Hostien-
vergiftung, erlaubt hatten. Die Bitte um eine Schcere aber,
damit ihm Clery die Haare abschneidcn könne, ward mit Härte
abgeschlagen. Ludwig übergab dem Kammerdiener Alles, was
ihm zu vermachen gestattet war: einen Ring, ein Siegel, einige
Haare. Schon hörte man trommeln, das dumpfe Gerassel fort-
gezogener Kanonen und Getöse verworrener Stimmen. Endlich,
um neun Uhr, kam Santerre, von Municipalen und Gensd'ar-
mcn begleitet. „Sie kommen, mich abzuholcn, — sagte Lud¬
wig zu den Eintrctendcn — ich bitte um einen Augenblick." Ec
nahte sich einem der Commissaricn (es war ein beeidigter Priester,
*) Als der König feine Familie verlassen hatte, sagte der kleine Dauphin
zu dem diensthabenden Municipalbeamten: „Mein Herr, Sic sind
stark, nehmen Sie mich in Ihre Arme, ich will hinaus aus die
Straße, in die Sectionen, in den Convent, und will für meinen
Vater um Gnade bitten. Glauben Sie mir, er ist so gut. O, man
wird mir's nicht abschlagen»^