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zosen die Nothwendigkeit, ihre Nückzugslinie über Kaluga ändern 
und Len alten Weg wieder an treten zu müssen. Um diese Straße 
wieder zu gewinnen, bedurfte es eines äußerst beschwerlichen 
Marsches durch verheerte Gegenden, zu einer Zeit, wo der 
Winter schon hereinbrach, und die von Moskau mitgenommenen 
Vorräthc ausgingcn. Den Soldaten fehlte cs an Nahrungsmitteln 
und Obdach, den Pferden an Futter; dabei drängte der Feind, 
dessen Streitlust durch den Umschwung des Glückes fürchterlich 
gestiegen war, auf der Ferse. Sechs Tage nach dem Treffen bei 
Tarulina stieß die französische Vorhut, die der Vicekönig befeh¬ 
ligte, bei M a l o- I a r o s la w e tz auf die russiche Armee. Ein 
hartnäckiger Kampf entspann sich und dauerte den ganzen Tag 
fort. Der Vicekönig hielt alle Angriffe ruhmvoll aus. Die bren¬ 
nende Stadt wurde sieben Mal gewonnen und verloren, blieb 
aber endlich in der Gewalt der Franzosen. Gegen Abend kam 
die französische Hauptarmee auf dem Schiachtfelde an. Kutusow 
hatte eine Stellung genommen und schien entschlossen, eine ent¬ 
scheidende Schlacht zu wagen. Napoleon wollte auf seiner Be¬ 
wegung nach Kaluga beharren; allein die Vorstellungen der 
Generale, daß man keine große Schlacht wagen dürfe, bewogen 
ihn, statt vorwärts zu marschircn, sich rechts zu wenden, um 
die Straße nach Smolensk über Wjäöma zu gewinnen, der 
das Heer auf seinem Zuge nach Moskau gefolgt war. 
Diesen Weg trat die französische Armee nothgedrungcn jetzt 
an. Zwanzig Kosakenregimenter unter dem General Platow 
und zwei Armeecorps als Avantgarde unter dem General Milo¬ 
rad owitsch folgten ihr auf dem Fuße; die große russische Armee 
selbst zog links, seitwärts der großen Straße, wo Lebensmittel 
und Fourrage in Fülle waren, wogegen das französische Heer 
durch eine Wüste ziehen mußte. Seine nächsten Magazine waren 
in Smolensk, und von dieser Stadt war man noch über fünfzig 
deutsche Meilen entfernt. Diese Strecke ohne Brod und ohne 
Fourrage, unter rastloser Verfolgung des Feindes, zurückzulegen, 
war die Aufgabe, welche die französische Armee zu lösen hatte. 
Nicht lange, so stellte sich der Hunger bei dem Heere ein; die 
Pferde starben zu Tausenden, und täglich wurden eine große 
Menge Bagage- und Munitionswagen, die ohne Bespannung 
blieben, verbrannt. Alle Gemeinden, die sie durchzogen, waren 
unter Waffen und erschlugen diejenigen, die sich von der Armee
	        
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