60 —
wurden jetzt in christliche Kirchen umgewandelt und die Christen
zu hohen Aemtern befördert. Das hatte nun freilich auch die
uͤble Folge, daß viele Heiden nur um des äußern Vorteils
willen zum Christentum uͤbertraten. Der Kaiser selbst, der seine
Residenz nach Byzanz (Konstantinopel) verlegt hatte, ließ sich
erst auf seinem Sterbebette taufen.
Sein Neffe, der Kaiser Julian, machte noch einen Versuch,
das Heidentum wieder zur Herrschaft zu bringen; aber er fühlte
bald, daß das vergeblich war. Er glich einer Wolke, die nur für
kurze Zeit die Sonne des Christentums verdecken konnte. Als
er in emer Schlacht gegen die Neuperser durch einen Speerwurf
tödlich verwundet wurde, soll er selbst das Geschoß aus der
Wunde gerissen und eine Handvoll des hervorquellenden Blutes
gegen den Himmel geschleüdert haben, mit den bittern Worten:
So hast du dennoch gesiegt, du Galiläer!“
5. Teilung des Reiches. Nach Julian regierten nur noch
christliche Kaiser. Einer von ihnen, Theodosius, teilte 395 das
Reich unter seine beiden Söhne: der eine erhielt das weströmische
Reich mit der alten Hauptstadt Rom, der andere das oströmische
mit der Hauptstadt Konstantinopel. Das weströmische Reich erlag
schon nach kurzer Zeit den Deutschen; 476 wurde sein letzter
Kaiser Romulus Augustulus vom deutschen Heerführer Odoaker
abgesetzt. Das oströmische (griechische oder byzantinische) Reich
behauptete sich fast tausend Jahre länger; es erlosch 1453, als
die Türken Konstantinopel eroberten.