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nnt> schob ihn mit den Worten „wir wollen Alle leben" unter
das Bett.
Nachdem er einst die Schwäche gehabt hatte, seiner Gelieb¬
ten, dem Fraulein von Entragues die Ehe zu versprechen (1599),
zeigte er die schriftliche Versicherung darüber seinem Freunde Sully
vor, der das Papier zerriß. „Wie zum Teufel — sagte Hein¬
rich äußerst betroffen — was untersteht ihr euch! Ich glaube, ihr
scyd ein Narr." Ruhig antwortete Sully: „Ja, ich bin ein
Narr; aber wollte Gott, ich wäre der einzige in Frankreich."
Späterhin, im Jahre 1007, als Sully dem Könige wegen
eines Liebeshandels, der gefährliche Folgen nach sich ziehen konnte,
die nachdrücklichsten Vorstellungen gemacht hatte, geriet!) Heinrich
in solchen Zorn, daß er ihm bitter antwortete und sich sogleich
mit den Worten entfernte: „Das ist ein Mensch, den ich nicht
mehr ausstehen kann, er thut nichts, als mir zu widersprechen
und das schlecht zu finden, was ich will. Aber bei Gott, ich
werde ihn Gehorsam lehren; ich will ihn in vierzehn Tagen nicht
sehen!" Allen Mitanwesendcn schien der Fall des Ministers unver¬
meidlich. Aber schon am andern Morgen um sieben Uhr kam
der König zu Sully, um mit ihm über die Befestigung von Calais
zu reden. Ohne sich melden zu lassen, ging er in dessen Zimmer.
Er fand ihn über Staatösachen beschäftigt, und als er hörte, daß
derselbe schon seit drei Uhr für ihn gearbeitet habe, wurde ec
noch mehr gerührt. Er ließ die Anwesenden hinausgehen und
fing an von Dingen zu reden, auf welche Sully, da er ihnen
nicht beistimmcn konnte, kaltsinnig antwortete. „Ach, — sagte
der König, ihm leise über die Wange streichend — ihr spielt den
Verschlossenen! Ihr seyd noch wegen des Gestrigen im Zorne!
Ich bin es nicht mehr. Umarmt mich und bleibt der Frcimüthig-
keit getreu, an die ihr gewöhnt scyd; denn ich sehe wohl, wenn
ihr anders handelt, so würde das ein Zeichen scyn, daß ihr euch
nicht mehr um meine Angelegenheiten bekümmern wolltet." —
Dieses ehrenwerthe Verhältnis zwischen Sully und Heinrich dau¬
erte bis zu des Letzteren Tode. (Sully starb in hohem Alter auf
seinem Schlosse zu Villcbon, am 31. Dec. 1041) *),
. *) Ludwig XIII. ließ ihn einst zu sich einladen, um ihn in einer wichti-