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in den Kerker geworfen worden. Als später ruchbar wurde, daß er noch
lebe, erfuhren doch nur wenige, wo er sich aushielt. Mit seinen Freunden
in Wittenberg fing er aber bald an, Briefe zu wechseln.
Auf der Wartburg legte er das Mönchsgewand ab und trug sich als
ein Ritter oder Funker, wie er auch den Namen Georg annahm.
Doch sehnte er sich sehr nach Wittenberg in sein gewohntes tätiges
Leben zurück. Erst als seine Freunde ihm Bücher schickten, fand er in
ihnen einigen Trost. Hier begann er nun in seiner großen Einsamkeit
das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche zu übertragen.
3. Von dem Fenster seines Arbeitszimmers blickte er in den schönen
Wald hinein, dessen Bäume sich bald nach seiner Ankunft mit lichtem Grün
umkleideten. Die Singvögel kehrten zurück und begannen ihre Lieder zu
zwitschern. Von einem Knechte begleitet, setzte er seinen Fuß über die
Schwelle des Burgtors, stieg in ein liebliches Tal zur Seite des Burgbergs
hinab und sammelte Erdbeeren. Auch auf die Jagd geleitete er seinen
Schloßhauptmann, ohne aber Freude an ihr zu finden; denn seine Ge¬
danken weilten bei den Freunden in Wittenberg.
Fast ein Fahr mußte er seine Verbannung ertragen. Dann riefen
ihn seine Freunde zurück, weil sie seiner Hilfe gegen unruhige und schwär¬
merische Leute bedurften, die eine große Verwirrung in Wittenberg anstifteten.
4. Papst und Kaiser hatten trotz aller ihrer Macht, trotz ihrer Ver¬
bote und Drohungen die Lehre Luthers nicht tilgen können. Seine Bücher
wurden vielleicht noch mehr als früher gelesen, neu gedruckt und in alle
Lande verbreitet. Überall fingen Prediger an, nach der Weise und dem
Vorbilde Luthers zu lehren und zu predigen. Die Mönche liefen aus den
Klöstern hinweg, warfen ihre Kutten ab und legten weltlich Gewand an,
ergriffen ein Handwerk oder fingen an zu predigen. Auch die Nonnen
wollten nicht mehr hinter den Klostermauern leben, fanden Wege, zu ent¬
kommen und suchten bei Verwandten, Freunden oder Gleichgesinnten eine
Unterkunft. Darüber wurde die Unruhe groß. Viele Prediger traten
auf und predigten Gottes Wort, wie sie's verstanden; sie mengten auf¬
rührerische Lehren ein und erregten die Leute. So drangen sie damals
in die Kirchen, zerstörten die Bilder der Heiligen, wollten alles ändern
und umstürzen. — Auch in Wittenberg machten, seit Luther abwesend war,
solche schwärmerische, unruhige Köpfe viel von sich reden, und der zarte
Melanchthon nebst den andern Freunden besaß nicht Kraft genug, ihrem
Unwesen zu wehren; selbst des Kurfürsten Gewalt wollte nicht ausreichen.
5. Als nun die Klagen über diese Unordnung und Verwirrung der
Schwärmer zur Wartburg drangen, und Luther sah, daß das Unwesen
wüchse, statt abnehme, litt es ihn nicht mehr in seinem Gefängnis; er mußte
heimkehren. Der Kurfürst, dem er sein Vorhaben ankündigte, mahnte da¬
von ab, da er fürchtete, den Geächteten vielleicht nicht schützen zu können.