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Er besetzt die Ausgänge des Schlosses, und nun weckt ein tumuk- 
tuarisches Geschrei die sichern Schläfer. Der Czar rafft sich auf 
und erscheint auf dem Balkon, in der Hoffnung, durch seinen 
Anblick und seine Rede Ehrfurcht zu erwecken. Vergebens; man 
laßt ihn nicht zum Worte kommen, und mit den düstersten Ahnun¬ 
gen zieht er sich zurück. 2" einem Augenblicke sind die Thore 
cingcschlagen. Der geängstete Czac ftüchtct in die inneren Gema¬ 
cher seines Palastes. Da erblickt er ein Fenster, das in den Vor¬ 
hof geht; er springt durch dasselbe hinab; doch sein Schicksal 
vertrat ihm den Weg; vom hohen Sprunge hat er ein Bein 
gebrochen und eine schwere Verletzung am Kopfe erhalten. Sein 
Aechzen zieht einige Strclitzen herbei, die ihn in fein Zimmer 
zurücktragen und geloben, für ihn das Leben zu lassen. Der 
Anblick des blutenden und leidenden Mannes entwaffnet die heran- 
stürmendcn Bojaren einige Augenblicke. „Wir erkennen in ihm 
den Sohn unsers Czars Iwan — rufen die treuen Strclitzen — 
und wir wellen für ihn sterben!" Diese muthige und unerwartete 
Rede machte die Menge stutzig und zweifelhaft. Die Häupter 
der Verschworenen sahen das gefährliche Schwanken; „die Czarin 
Mutter soll uns die Wahrheit entdecken," erscholl es von meh¬ 
reren Seiten. Dieser Vorschlag fand Beifall. Schuiskoj, frei¬ 
lich kein unparteiischer Abgesandter, erbot sich, die verlangten 
Erkundigungen einzuziehen. Die Czarin Mutter wohnte in einem 
entfernten Kloster; man eilte zu ihr,.meldete, was vorgehe, und 
kehrte bald mit der Antwort zurück, die Czarin habe erklärt, die¬ 
ser angebliche Dimitrij sey ein Bösewicht, keine sw eg es ihr Sohn, 
und nur die Furcht habe sie verhindert, dieses früher zu gestehen. 
Jetzt verdoppelte sich die Wuth des Volks, die Strclitzen wichen 
zurück, und tausend Stiche durchbohrten den unglücklichen Otrc- 
piew. Drei Tage lang ward sein Leichnam öffentlich ausgestellt 
und dann verbrannt. Zu gleicher Zeit wurden alle Polen nieder- 
gemacht, deren man habhaft werden konnte. Die junge Gemah¬ 
lin des Ermordeten entging dem Tode nur durch eine Verklei¬ 
dung. Acht bis zehn Stunden dauerte der Auflauf; dann kehrte 
Alles zur vorigen Ordnung zurück, und in der nächsten Nacht 
scher, herrschte die tiefste Nuhe durch die ganze Stadt (1000). 
Am vierten Tage nach diesen Blutsccncn bestieg B a si l i u s 
Schuisküy, mit Hülfe seiner Partei, den erledigten Thron. 
Doch zu seinem und seines Volkes Unglück nur hatte er sich
	        
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