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der dänischen Batterien an's Land. „Was ist das für ein Pfei¬ 
fen in der Luft?" fragte Karl den Generalmajor Stuart, der 
ihm zur Seite ging. „Sire — versetzte jener — das sind die 
feindlichen Kugeln, die man auf uns abfchießt." — „Gut — 
sagte der königliche Jüngling — daö soll künftig meine Musik 
seyn!" Einen Augenblick darauf zuckte Stuart, in den Schenkel 
geschoffen, und ein Lieutenant an der andern Seite des Königs 
wurde umgeriffen, aber auf Karls Gesicht ward keine Spur von 
Furcht sichtbar. Mit unglaublichem Muthe drang er immer wei¬ 
ter vor, die feindlichen Verschanzungen wurden erobert, und die 
siiehenden Völker retteten sich unter die Kanonen von Kopenhagen. 
Jetzt, da die Küste von Feinden leer war, überließ sich Karl 
der größten Freude. Es war sein erster Sieg. Angesichts des 
ganzen Heeres warf er sich zur Erde und betete. Die Armee 
folgte diesem Beispiele. Am folgenden Tage gmg es weiter auf 
Kopenhagen, dessen Karl sich bemächtigen wollte. 
Schrecken und Angst ergriff die Bürger dieser Stadt. Da 
der Kampf zu ungleich und die Bundesgenossen zu fern waren, 
blieb dem gedemüthigten und beschämten Könige Friedrich IV. 
nichts übrig, als um Frieden zu bitten. Er erhielt ihn schnell 
(zu Travendahl, 18. August), nachdem er sich verpflichtet hatte, 
dem Bündnisse gegen Schweden zu entsagen und den Herzog von 
Holstein zu entschädigen. So gelinde diese Bedingungen waren, 
so edel war auch Karls Betragen gegen das eroberte Seeland 
gewesen. Alles, was zum llnterhalte seiner Truppen gehörte, 
hatte er baar bezahlt, die ausgeschriebenen (Kontributionen waren 
mäßig gewesen, und die Mannszucht so streng, daß kein Einwoh¬ 
ner ungestraft gekränkt worden war. Ein Landmann sagte zu 
Karls großer Rührung: „Gott segne Ew. Majestät; wir wissen 
wohl, daß Sie uns kein Leid thun werden; denn Sie sind ja 
der frommen lllrike Sohn;" und als er nach geschlossenem Frie¬ 
den in's Fahrzeug stieg, begleiteten ihn viele dänische Zuschauer 
mit Thränen in den Augen. 
So war denn ein Feind schon nach einem Kampfe von 
wenig Wochen glücklich entwaffnet, und die Schnelligkeit, mit der 
der junge Held den Sieg errungen, beurkundete in ihm den ge¬ 
borenen Feldhcrrn. Fröhlich zog er seine Truppen aus Seeland 
zurück, um sie sogleich gegc-n den zweiten Feind zu führen. Die¬ 
ser war der König August II. von Polen. August wünschte,
	        
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