Full text: Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Bd. 2)

§ 134. Frankreich und seine Verbündeten. 
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die nördlichen Provinzen (Oberkalifornien, Neumexiko und Texas) an die 
Vereinigten Staaten von Nordamerika verloren gegangen (1848). Die Will¬ 
kürlichkeiten, deren sich die Republik Mexiko (unter dem Präsidenten Jnarez) 
gegen die Europäer schuldig machte, gaben Napoleon Anlaß, gegen dieselbe 
im Verein mit England und Spanien einen Krieg zu beginnen. Dabei war 
sein geheimer Plan, Mexiko in eine Monarchie unter französischem Protektorate 
umzuwandeln. 
a) D i e Eroberung Mexikos 1851—1864. England und Spanien 
traten angesichts der eigennützigen Absichten Napoleons bald wieder vom 
Bündnis zurück. Napoleon aber führte den Krieg allein fort und eroberte 
den größten Teil des Landes. Dabei kam es ihm zu nutze, daß zu jener 
Zeit die nördliche Hälfte der Vereinigten Staaten von Nordamerika in einem 
Bürgerkriege begriffen war gegen die südlichen Staaten, weil diese die tier¬ 
langte Aufhebung der Sklaverei verweigerten und sich vom Norden los- 
zulösen suchten. 
. b) Kaiser Maximilian 1864—1867. Auf Napoleons Betreiben 
wurde Erzherzog Maximilian, ein Bruder des österreichischen Kaisers Franz 
Joseph, zum Kaiser von Mexiko gewählt (1864). Der deutsche Fürst konnte' 
jedoch in dem nicht völlig bezwungenen Lande kein Ansehen erlangen. 
Nach dem Abzüge der Franzosen geriet er in Gefangenschaft uud fand 1867 
ein unglückliches Ende. 
Inzwischen hatte nämlich der nordamerikanische Krieg durch Unterwerfung der 
Südstaaten sein Ende gesunden (1865). Seitdem war das mexikanische Kaiserreich 
auch von dorther bedroht. Napoleon, der sein Unternehmen für verloren gab, 
versagte weitere Hilfe und rief zuletzt die französischen Truppen aus Mexiko 
zurück (1867). Kaiser Maximilian, von allen Seiten verlassen, unterlag den republi- 
kanischen Gegnern und wurde erschossen (19. Juni 1867). Darauf stellte Präsident 
Juarez die Republik wieder her. 
8. Wäpoteons Ansehen im Hiückgange feit 1864. Der unrühmliche 
Krieg gegen Mexiko hatte nicht nur Frankreichs Ansehen geschädigt, sondern 
auch dessen Streitkräfte und Geldmittel nutzlos zu einer Zeit verbraucht, wo 
sich in Deutschland durch Preußens Emporsteigen der folgenreichste Um- 
schwuug vollzog. 
Schon 1864 waren die Elbherzogtümer den Dänen entrissen worden, ohne daß 
Frankreich dagegen auftreten konnte. Als darüber 1866 ein Krieg zwischen 
Preußen und Österreich ausbrach, spielte Napoleon anfangs die Rolle des be- 
friedigten Zuschauers. Erst die unerwarteten Erfolge Preußens schreckten ihn 
auf und veranlagten ihn, seine Stimme wenigstens bei den Friedensunterhand- 
lungeit geltend zu machen; doch konnte er die Begründung des Norddeutschen 
Bundes unter Preußens Führung nicht mehr verhindern (vgl. S. 202, Abs. 11). 
Noch bitterer täuschte ihn sein Wahn, als ob der Ausgang jenes Krieges 
Deutschland für alle Zeit in drei Teile zerrissen hätte. Denn wenn auch Österreich 
ausgeschieden war, so hatten sich doch Nord- und Süddeutschland insgeheim zu 
Schutz und Trutz fest vereinigt. An der Stärke dieses Bündnisses zerschellte 
Napoleons Macht, als er einige Jahre darauf zur Bekämpfung Preußens auszog.
	        
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