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Wiederholt zogen in den nächsten Jahren die Thebaner siegreich durch den
Peloponnes. (Pelopidas fiel als Sieger in der Schlacht von Cynos-
cephalä in Thessalien.) Als dann die Spartaner abermals gerüstet hatten,
362 siegte Epaminondas in der blutigen Schlacht von Mantinea, endete aber,
von einer Lanze durchbohrt, zugleich seine Heldenlaufbahn. Mit seinem
Tode sank Thebens kurze Blüte, und in Griechenland trat eine allgemeine
Erschlaffung ein.
F. Makedonische Zeit.
§. 33. Philipp von Makedonien, a. Die Macedonier waren
nur zum Teil griechischer Abkunft; aber sie hatten die Sprache, die Religion
und das Heerwesen der Hellenen angenommen und durften an den olym¬
pischen Spielen sich beteiligen. Sie liebten Krieg und Jagd, Ritterspiele
und Gelage. — Philipp von Macedonien, der die Macht dieses Volkes
begründete, wuchs als Geisel in Theben im Hause des Epaminondas
auf, und diesen hochgesinnten Mann nahm sich der Jüngling zum Vorbild.
Zurückgekehrt in die Heimat, erwarb er sich die Liebe des Heeres und bestieg
2 Jahre nach Epaminondas' Tode den Thron. Er verstärkte das Heer und
ersann eine neue Schlachtordnung, die berühmte macedonische Pha¬
lanx (8000 Mann in 16 Reihen hinter einander gestellt); sein Plan war,
sämtliche griechische Staaten unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Er
unterwarf zunächst die griechischen Pflanzstädte, welche in Macedonien
lagen, und gründete in ihrer Nähe das feste Philippi; dann machte er
sich zum Herrn von Thessalien, mischte sich in die innern Kriege der griechi¬
schen Staaten und ließ sich in ihren Bundesverein aufnehmen. — b. Sein
größter Gegner war der Athener Demosthenes, der ausgezeichnetste Red¬
ner Griechenlands. Mit eiserner Ausdauer hatte sich derselbe herangebildet
(lautes Sprechen am brausenden Meere, mit Steinen im Munde, beim
Bergsteigen, unter dem herabhangenden Schwerte); nun zeigten seine don¬
nernden Reden dem Volke die Gefahr, die Griechenlands Freiheit von
Philipp drohte. Dieser, der ihn mehr als ganz Griechenland fürchtete,
suchte umsonst den rechtschaffenen Mann mit großen Summen zu gewinnen;
vergebens mahnte auch Demosthenes' Gegner, der Redner Aeschines, die
Athener, sich Philipp anzuschließen. Zu Lande und zu Wasser wurden alle
Streitkräfte Athens aufgeboten, und Demosthenes selbst eilte nach Theben
und riß auch diese Stadt zum Widerstände fort. Aber Griechenlands Stern
338 war im Niedergang: bei Chäronea fiel die heilige Schar der Thebaner
vor der maeedonischen Phalanx, das ganze athenisch-thebanische Heer wurde
in die Flucht geschlagen. Nun ließ sich Philipp aus der Nationalversamm¬
lung zu Korinth zum unumschränkten Heerführer gegen die Perser er¬
nennen; indes nach 2 Jahren fand er, mitten in seinen großen Plänen,
plötzlich durch einen seiner Leibwächter den Tod. Ihm folgte sein Sohn:
§. 34. Alexander der Große. a. Alexander nahm früh an den
gymnastischen und kriegerischen Uebungen teil; zu seinem Erzieher hatte ihm
der Vater den größten Denker und Weisen Griechenlands, Aristoteles,
gegeben, der seine Seele mit feuriger Liebe für griechische Wissenschaft und
Kunst erfüllte. Alexanders Lieblingsbuch waren Homers Heldengedichte,