112 Der Anfang der Reformation.
noch mehr kennen, machte nützliche Einrichtungen, hielt die
Mönche zum Bibellesen an und sorgte besonders dafür, daß
gute Schulen, die damals selten waren, angelegt wurden.
„Ohne Schulen," sagte er, „werden die Menschen Bare
und Wölfe; cs kann nicht so bleiben wie es ist. Darum wol-
icu wir Hand anthun und Schulmeister werden. Ware ich
kein Prediger, so weiß ich keinen Stand auf der Erde, den
ich lieber wollte. Man muß aber nicht sehen, wie es die
Welt verlohnt und hält, sondern wie cs Gott achtet."
§. 27.
Der Anfang der Reformation.
Die Papste, stolz auf ihre Macht und sicher in ihrem
Thun, achteten nicht auf die Zeichen der ZeiL und auf die
Winke, welche für sic darin lagen; sie trieben vorzüglich den
Ablaßkram immer unverschämter. Der Papst bildete ein or¬
dentliches Pachtwesen,- er war der Oberverpachter mit einer
Menge von Pachtern, die wieder ihre Unterpachtcr hatten.
Der verschwenderische Papst Leo X., dessen prachtvoller Ein¬
zug allein 100,000 Thaler gekostet hatte, erließ nun 1617
einen Ablaß für Todte und Lebendige. Es wurde in allen
Kirchen ein Kreuz aufgerichtet, ein Kasten zum Gclde vom
Ablaß hingestellt, und an den Kirchthüren war folgender
Ablaßbrief angeschlagen: „Ich spreche dich zuerst los von
allen Kirchenstrafen, die du könntest verdient haben; dann
auch von allen Sünden und Verbrechen, die du bisher be¬
gangen, wie groß sie auch seyn mögen. Ich erlasse dir
auch die Strafen des Fcgfeucrs dafür. Ich mache dich der
Sakramente thcilhaftig und setze dich in den unschuldigen
Stand, den du gleich nach deiner Taufe hattest; wenn dn
stirbst, sollen die Pforten der Hölle verschlossen, das Para¬
dies soll geöffnet seyn. Im Namen des Vaters rc." Das
Geld sollte, dem Vorgeben nach, besonders zu dem ange-
fangencn Van der Peterskirche in Rom verwendet werden;
außerdem mußten Türkenkriege, Erbauungen von Kirchen,
Klöstern und dergleichen zum Vorwände dienen; aber die