Full text: Geschichte der Reformation

128 Der Anfang der Reformation. 
mit Luthern übcreinstimmen. Wenn sic manche Dunkelheiten 
mehr aufhcllcn, so finden sie doch ebenfalls in dem heiligen 
Buche, das immer Stoff zum Nachdenken darbieten soll, 
auch noch manche Schwierigkeiten, und um desto größer 
erscheint Luthers Verdienst, zu jener Zeit so viel geleistet zu 
haben. Unaussprechlicher Seegen ist durch diese Uebersetzung 
gestiftet und sie ist für Luthern ein dauerndes Denkmal. 
Schon i52i entsagten Geistliche der Ehelosigkeit, so wie auch 
Luther sich endlich 162! ganz von dem Mönchsorden frei 
machte, die Kutte ablegte und in einem Priesterrocke erschien; 
Klöster wurden aufgehoben und ihre Güter zum Theil zu 
bessern Zwecken verwendet. Der Kurfürst, sowie sein Vater 
und andre Männer rietben Luthern zu heirathen und andern 
ein Beifpiel von seiner Ueberzeugung zu geben, daß die Ehe 
nach der christlichen Lehre den Geistlichen nicht untersagt sey. 
„Wohlan," sagte er nach großen Bedenklichkeiten, ob man 
ihm diesen Schritt nicht mißdeuten würde, „ich will mit mei¬ 
nem Beispiele Vorgehen." Er heirathete ein Fräulein, Ka¬ 
tharine von Bora, die erst Nonne zu Nimptfchen bei Grim¬ 
ma gewesen war und die er -62kl hatte kennen und schätzen 
lernen. Die Ehe mit dieser unbescholtenen Jungfrau war 
sehr glücklich und wurde den 13.Juni vollzogen. Den 
Lag nach der Hochzeit wurde nur ein kleines, späterhin noch 
ein größeres Hochzeitmal veranstaltet, bei dem seine Eltern 
waren und wozu der Rath in Wittenberg ein Faß Ehrenwein 
und die Universität einen silbernen Becher verehrte. Luthers 
Feinde erlaubten sich zwar die schmähendsten Bemerkungen 
und Erdichtungen, welche noch immer übelwollende Katholi¬ 
ken nachsprechen; aber Luther crwiederte ruhig: „er habe 
mit Gebet und Ucberlegung diesen Schritt gethan." Seine 
Frau rühmt er als ein Muster, sie führte mit den 5oo Mfl. 
Einnahme, und was etwa der Kurfürst noch schenkte, eine 
sehr ordentliche Wirthschaft; er schrieb in seiner Abwesenheit 
oft und scherzhaft an sie, und rühmt in seinem Testamente: 
„sie war mir stets ein fromm, treu und redlich Gemahl, 
dient nicht bloß wie eine Ehefrau, sondern selbst wie eine 
Magd." — Es wurden nach und nach immer mehr katholische
	        
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