Full text: Geschichte der Reformation

Fortgang der Reformation. 135 
strengen Lutheranern nicht genügte. Diese Zwietracht hatte 
viele üble Folgen. 
Wichtig wurde der Reichstag in Speier, Karl V. 
hatte 1627 den Papst, der mit Frankreich gegen ihn im 
Bunde war, welches der heilige Bund (Ligue) hieß, hart 
gczüchtiget, und die Stadt Rom durch seinen Feldherrn ein¬ 
nehmen lassen. Es wurde geplündert und die protestantischen 
Soldaten, die unter dem Heere waren, hatten, nach dem 
Zeugnisse der Einwohner, die Stadt und die Kirchen weit 
glimpflicher behandelt, als viele raubgierige katholische Glau¬ 
bensgenossen, besonders die Spanier. Der Papst wurde in 
der festen Engelsburg belagert, aber zugleich verordnete Karl 
Gebete und Prozessionen für die Rettung desselben, die doch 
von dem Kaiser allein abhing. Jedoch söhnten sie sich zum 
Schein aus. Karl wurde von dem Papst gekrönt und wollte 
ihm nun auch gefällig seyn, aber dabei zugleich mit Feinheit 
seine Macht über Deutschland mehr ausdchnen. Er schrieb 
einen Reichstag nach Speier aus; hier wurde aber das alte 
Spiel, daß nächstens ein Concilium sollte gehalten werden, 
auch wiederholt. Nach dem Reichsabschiede sollten bis zudem 
Concilium alle Veränderungen in Kirchensachen verhütet, die 
Feier der Messe, wo die neue Lehre schon überhand genom¬ 
men, sollte nicht weiter gehindert oder abgeschafft, es sollten 
keine aufrührerischen Predigten gehalten und keine Schmäh¬ 
schriften gedruckt werden. Dieß war der Beschluß der Mehr¬ 
heit, die aus Katholiken bestand, und die gar kein Recht 
hatte, in Religions, und Gewissenssachen ihren Mitständen 
Vorschriften zu machen. Nach diesem Beschluß konnte man 
jede Predigt und Schrift, welche Mißbrauche tadelte, als 
aufrührerisch betrachten. Daher widersprachen auch die evan¬ 
gelischen Stande mit Zuziehung ihrer Theologen erst münd¬ 
lich, dann schriftlich durch eine feierliche Protestation gegen 
diesen Punkt des Beschlusses, und erklärten: „daß sie in Sa¬ 
chen, welche Gottes Ehre und der Seelen Seeligkeit angin¬ 
gen , nur Gott als ihren König und Herrn aller Herrn und 
als den Regierer und Erhalter des christlichen Glaubens an- 
sehen könnten; sie waren durch die Taufe und Gottes Wvrt
	        
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