£02 Der dreißigjährige Krieg.
Könige, verjagten die Jesuiten, forderten die Schlesier und
alle Protestanten zum Kriege auf und drangen vor bis Wien.
Oer bedrängte Kaiser that billige Vorschläge, aber man
traucte ihm nicht, besonders nachdem die Sache schon so
weit gekommen war. Nur war Friedrich kein Fürst für
ein solches Unternehmen; er unterschrieb auch das Wahlde¬
kret mitThranen; gab aber mehr seiner nach einer Königs¬
krone lüsternen Gattin, einer Tochter des Königs Jakob 1.
von England, nach. Er verstand cs nicht die übrigen Pro¬
testanten zu gewinnen und die Union blieb neutral, so lange
der Krieg nur in Böhmen war. Auch machte er mit seiner
verschwenderischen Gemahlin sich nicht eben bei den Böhmen
beliebt, und es fehlte an Geld und treuen Dienern. Sein
Heer drang aber doch wieder bis Wien vor, dagegen aber
rückten die Kaiserlichen in Böhmen ein; Friedrichs Truppen
mußten zurück und verschanzten sich am weißen Berge bei
Prag. Hier wurden sie von dem kriegsersahrnern Herzog
Maximilian von Baiern angegriffen. Friedrich speisete, ob¬
gleich seine Krone auf dem Spiele stand, heiter niit einer
Gesellschaft, und wollte nach aufgehobner Tafel den Zu¬
schauer machen. Das Glück, seinem Heere erst günstig,
wendete sich bald. Friedrichs Truppen wurden geschlagen,
er floh und ließ in der Verwirrung selbst die mit der Krone,
mit Diamanten und andern Schätzen beladenen Wagen zu-
rück, mußte von einem Orte zum andern flüchten und ent¬
kam mit Mühe nach Holland. Darauf wurde er in die
Reichsacht erklärt, seiner Würden und Lander beraubt und
Maximilian wurde Kurfürst. Die bestürzte Union lösete sich
auf; Sachsen schwieg, da cs sieben Millionen Thalcr für
Kriegskostcn erhielt, die es zur Bestreitung der Neutralität
verwendet haben wollte. Von den Böhmen wurden viele
auf das grausamste hingerichtet, manche zu lebenslänglichem
Gefängniß verdammt und die kaiserliche Kammer gewann
auf 4o Millionen Gulden von eingezogenen Gütern, auf die
es vorzüglich mit abgesehen war, worüber viele Familien
verarmten. Den Protestanten in Böhmen wurde die Reli¬
gionsfreiheit genommen, Ferdinand durchfchnitt selbst den