II. Deutsche Heldensagen.
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und bot ihm Armspangen aus Goldmünzen zum Geschenke, die ihm der
Hunnenkönig geschenkt hatte. Hadubrand aber erwiderte: „Mit Speeren
soll man Gabe empfangen! Du bist ein alter Hunne, der mich über-
listen will. Mir sagten Seefahrer, daß Hildebrand tot sei." Da begann
Hildebrand zu klagen:
„Weh nun, waltender Gott, Wehgeschick naht;
Ich wallte der Sommer und Winter sechzig außer Landes,
Daß man stets mich scharte zur Schar der Schützen;
vor keiner der Städte doch kam ich zu sterben;
Nun soll mich mein eigenes Kind
mit dem Schwerte hauen,
Treffen mit der Streitart,
©der ich ihm zum Mörder werden."
Da warfen beide die Eschenlanzen, da klirrten die Schilde.
Hier bricht das Hildebrandslied ab. Eine spätere Fortsetzung erzählt,
daß Hildebrand seinen Sohn im Kampfe besiegt, aber nicht getötet habe.
Dann seien Vater und Sohn versöhnt nach Hause geritten.
4. Walter und Hildegunde.
Das war der König Etzel im fröhlichen Bumtenreich,
Der ließ das Heerhorn blasen: „Ihr Mannen, rüstet euch!
Wohlauf zu Roß, zu Felde, nach Franken geht der Zug,
Wir machen zu Worms am Rheine uneingeladen Besuch!"
Zu Worms herrschte König Gibich. An seinem Hofe wurden
Freudenfeste gefeiert, denn ein Söhnlein ward ihm beschert; Gunter,
d. i. Kriegsherr, war sein Name. Die Kunde von dem Herannahen der
Hunnen zerstörte die Festesfreude. Gibichs Wangen wurden bleich, als
er vernahm:
(Es steht auf fränkischer (Erbe der Bunnen reisig Heer,
Zahllos wie Stern' am Himmel, zahllos wie Sand am Meer.
Gibichs Mannen rieten, den Kampf gegen solche Übermacht nicht auf-
zunehmen, sondern viele Schätze und ein Bündnis anzubieten, jährlichen
Zins zu zahlen und zum Unterpfand der Treue Hagen, den Vetter des
Königs, als Geisel zu geben.
König Etzel ging darauf ein und zog mit seinen Scharen nach
Chälons, der Hauptstadt der Burgunden.
Dort herrschte König Herrich. Als er vernahm, daß die Franken
dem Kriege mit den Hnnnen ausgewichen seien, bot auch er ihnen viele
köstliche Edelsteine, Büuduis, Jahreszins und seine einzige Tochter Hilde-
gunde als Geisel an. Etzel nahm auch dieses Anerbieten an und zog
mit seinen Scharen nach Aquitanien in Südfrankreich.
Dort herrschte König Alpher. Er folgte dem Beispiele, das die
Franken und die Burgunden gegeben, doch nicht gern:
1) Die Verse sind Scheffels Ekkehard entnommen.