Full text: Geschichte der Reformation

o4 Dñv Verhalten der Christen in diesen Verfolgungen» 
dürfen; so wie Origines, nachher einer der berühmtesten 
Lehrer des Christenthums, in seinem 17, Jahre kaum konnte 
abgehalten werden, sich selbst als Christ anzugeben, und sich 
mit seinem Vater tobten zu lassen. 
Doch unterlagen auch manche der Furcht und den Mar¬ 
tern, leugneten daß sie Christen waren, oder sagten sich von 
ihnen los; einige eilten zu opfern, ehe sie noch in Untersu¬ 
chung gekommen waren, oder erkauften sich für Geld ein 
Zeugniß, daß sie keine Christen waren; manche lieferten auch 
die heiligen Schriften zum Verbrennen aus- Allein nach den 
Verfolgungen wünschten viele Abgefallene wieder ausge¬ 
nommen zu werden, worüber sehr heftige Streitigkeiten 
entstanden. Denn manche Christen wollten die Abtrünnigen 
ganz ausgeschlossen wissen, und Lehrer und Christen, die 
etwa des Abfalls verdächtig oder von solchen Männern ge¬ 
tauft und zu Lehrern gewcihct waren, gar nicht unter sich 
aufnchmen; andre waren gelinder und behielten endlich auch 
die Oberhand. So wie man nun überhaupt in den ersten 
christlichen Gerneinen auf eine gewisse Kirchenzucht hielt, 
Mörder und Ehebrecher geradezu von der Gemeine ausschloß, 
oder Christen bei andern Vergehungen nur erst nach verschie¬ 
denen Bußübungen wieder aufnahm, so mußten auch die 
Abgefallenen sich dieser Einrichtung unterwerfen; jedoch gab 
cs nach der Größe der Verschuldung verschiedene Stufen der 
Strafen. Sie durften nicht Antheil nehmen an dem heiligen 
Abendmahl, als einem Brudermahle, auch nicht an dem 
öffentlichen Gebete, mußten in der Versammlung entfernt 
stehen, ihre Vergehungen bekennen, um Verzeihung bitten, 
sich zu einem strengern Leben verstehen und Werke der Wohl- 
thatigkeit ansüben. Erst nach unverdächtigen Beweisen der 
Besserung, oft erst nach Jahren, nahm man die Renigcn 
stufenweise wieder auf. Es waren Einrichtungen, wodurch 
in den ersten Jahrhunderten eine die Christen sehr einpfeh- 
lende Reinheit der Sitten befördert wurde, wodurch es eine 
Ehre wurde, ein Christ zu seyn. Die verdiente Belobung der 
Märtyrer wurde indcß sehr bald übertrieben. Was diejeni¬ 
gen, welche die Martern überstanden hatten und noch lebten.
	        
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