Object: Für obere Klassen (Theil 3)

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Auferstehung des klassischen Alterthums zu feiern, durch welche die allge— 
mein menschliche Bildung an die Stelle der bloß kirchlichen trat, und 
Cosimos Palast, dessen einfach große Formen unverstört auf unsre Tage 
gekommen, ist vor allem die geweihte Stätte der Auferstehung gewesen. 
Hier fanden jene Griechen, welche mit den Geistesschätzen ihrer Vorfahren 
beladen vor der hereinbrechenden Barbarei der Türken flohen, eine Heimat; 
wenn aus Livorno ein Mediceisches Schiff angemeldet wurde, das ein 
Göotterbild oder eine neu aufgefundene Handschrift aus Griechenland brachte, 
war's eine Freude wie über eine eroberte Stadt; hier wurde Platons Ge— 
burtstag mit einem platonischen Symposion begangen; hier wurden die 
Kombdien des Terenz aufgeführt; als man sie mit Flöten begleiten wollte, 
erfand man unvorsehends die Oper; und hier, wo man griechisch und 
lateinisch sprach, bildete sich doch jene reine Mundart, in der Florenz 
tonangebend wurde für die klangreichste Sprache der Welt. 
Der Kaufmannsfürst von Florenz war ein Fürst der Kunst und 
Wissenschaft aus Neigung und Politik. Denn in diesen edlen Bestrebungen 
fand das Privatleben ein Genügen, eine Würde, während noch zu Dantes 
Zeit jeder bedeutende Mann nur in der unmittelbarsten Theilnahme an 
den Staatsgeschäften Befriedigung gefunden hatte; und die Florentiner 
fanden es exträglich, einem Herrn zu gehorchen, der von der dankbaren 
Wissenschaft verherrlicht, die Geisterkrone eines Führers der neuen Bildung 
trug. K. Hase 
63. Der Humanismus unter Bürgern und Fürsten Italiens 
im 15. Jahrhundert. 
Wenn es sich um den Humanismus in Italien handelt, so verdienen 
zunächst diejenigen Bürger, hauptsächlich in Florenz, Beachtung, welche 
qus der Beschäftigung mit dem Alterthum ein Hauptziel ihres Lebens 
machten und theils selbst große Gelehrte wurden, theils große Dilettanten, 
welche die Gelehrten unterstutzten. Sie sind namentlich für die Ueber— 
gangszeit zu Anfang des 15. Jahrhunderts von höchster Bedeutung ge— 
wesen, weil bei ihnen zuerst der Humanismus praktisch als nothwendiges 
Element des täglichen Lebens wirkte. Erst nach ihnen haben sich Fürsten 
und Päpste ernstlich darauf eingelassen. 
Den Niccolo Niccoli schildert uns sein Lebensbeschreiber als einen 
Mann, welcher auch in seiner äußern Umgebung nichts duldete, was die 
ntike Stimmung stören konnte. Die schöne Gestalt in langem Gewande, 
mit der freundlichen Rede, in dem Hause voll herrlicher Alterthümer, 
machte den eigenthümlichsten Eindruck; er war über die Maßen reinlich in 
allen Dingen, zumal beim Essen; da standen vor ihm auf dem weißesten 
Qnnen antike Gefäße und küstallene Becher. Die Art, wie er einen ver⸗ 
gnugungssüchtigen jungen Florentiner für seine Interessen gewinnt, ist gar 
zu anmuthig, um sie hier nicht zu erzählen. 
Piero de' Pazzi, Sohn eines vornehmen Kaufmanns und zu dem⸗ 
selben Stande bestimmt, schön von Ansehen und sehr den Freuden der 
Welt ergeben, dachte an nichts weniger, als an die Wissenschaft. Eines 
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