Full text: Geschichte der Reformation

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Gregorius. 
das planvolle, fortgesetzte Streben nach Hoheit und Reich- 
thuin, die doch gar zu geringe Sorge für den eigentlichen 
Zweck des Christenthums und die wahre Wohlfarth der Ge¬ 
meinen, und die Mittel, welche'man sich zur Bildung einer 
solchen Macht erlaubte, sprechen nicht für eine höhere edlere 
Absicht; zufällige nützliche Folgen, welche die Vorsehung 
auch selbst aus den Thorheiten der Menschen entstehen laßt, 
wird man nicht einem Gregorius zum Verdienste aurechncn. 
Wenn auch die Zeit jene Herrschaft begünstigte, so hatten sie 
Papst und Bischöffe nicht auf diese Weise benutzen, sondern 
als das Salz der Erde, der Faulniß auch moralisch entgegen 
arbeiten und eine Religionslehre dazu gebrauchen sollen, wel¬ 
che in den ersten Jahrhunderten die rohesten Völker durch die 
ihr eigne sittliche Kraft besiegte. Auf Gregors schöne Re¬ 
den und Briefe sollten wir nach den Erfahrungen unserer 
Lage nicht viel bauen. 
Die Unruhen dauerten auch nach feinem Tode fort, doch 
erhielt sich Heinrich noch ziemlich. Aber einer der folgenden 
Papste, der ganz in Gregorius Geiste handelte, wiegelte 
gewissenlos die Söhne Heinrichs gegen den Vater auf; der 
älteste wurde zwar gefangen und starb, aber der zweite, den 
sein Vater schon als König angenommen hatte, ließ sich zum 
schändlichsten Undank verleiten; er entriß seinem Vater meh¬ 
rere Städte unter dem Vorwände, er wolle ihn mit dem 
heiligen Petrus aussöhnen. Heinrich wurde von Jedermann 
verlassen und legte mit Kummer und Thranen die Regierung 
nieder. Die rachsüchtigen Päpste verfolgten ihn bis an seinen 
Lod, ja auch sogar nachher; sein schändlicher Sohn ließ des 
Vaters Körper als den Körper eines Gebannten wieder aus¬ 
graben, er blieb fünf Jahr in einem Gewölbe unbeerdigt, 
bis er endlich vom Banne losgcsprochen und begraben wurde. 
Heinrich V. erzwang die Krönung durch ein Kriegsheer, 
ging aber doch, da er seines Vaters Schicksal fürchtete, einen 
Vergleich ein, wo er das Recht die Bischöffe zu ernennen 
verlor und von der Investitur blieb kaum ein Schatten; auch 
hing der kaiserliche Statthalter in Rom nun fast ganz von 
dem Papste ab, der dem Kaiser im Gedränge viel versprach,
	        
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