c^c^c^oioioioioi 83. Die altdeutschen Frauen. r^ror'ar'arar'orQr'O
schmelzen in dem Gefühle inniger Anhänglichkeit an das Wesen, für das
allein sie in der Welt ist.
Die Tracht der Weiber war der der Männer fast gleich, nur daß
sie linnene Gewände trugen und diese rötlich färbten. Doch trugen die
Weiber Arme, Schultern und einen Teil der Brust entblößt. —
Die Freuden des Mannes waren auch die ihren. Nur den Schmäusen
scheinen sie nicht beigewohnt zu haben, denn diese waren mit Beratungen
über das Wohl des Volkes und über andere ernstere Angelegenheiten
verbunden. Und Scheu vor den stürmischen Ausbrüchen der Trunkenheit
mochte sie auch wohl von diesen Zusammenkünften zurückschrecken. Sonst
aber war alles zwischen beiden Geschlechtern gleich. Ja, statt in der
Schwäche des weiblichen Geschlechts einen Grund zu stolzen Rechten zu
suchen, ehrten vielmehr die deutschen Männer ihre zartere Organisation,
glaubten in ihrem stillen, ahnungsvollen Wesen, in ihren sinnvollen Aus¬
sprüchen etwas Göttliches zu entdecken und frugen sie bei jeder dringenden
Angelegenheit um Rat und Entscheidung. Wahrsagerinnen hatten die
Cimbern bei sich; der Ausspruch der Frauen hielt Ariovist vom Kampfe
ab; fast vergöttert wurden einzelne begeisterte Frauen (z. B. Veleda),
denen man eine unmittelbare Verbindung mit der Gottheit zuschrieb.
So war das Verhältnis beider Geschlechter unendlich glücklich, keines
hatte verloren, jedes gewonnen. Statt einer Sklavin hatten die deutschen
Männer eine Freundin, eine Geliebte, eine Genossin in Not und Tod,
eine Gefährtin zu Rat und Tat. Für alle die eiteln Reize der Sinn¬
lichkeit, die das deutsche Weib entbehrte, welch reicher Ersatz ward ihr
in dauernder Gesundheit des Körpers und Geistes, in treuer, unverbrüch¬
licher Anhänglichkeit, Liebe und Achtung des Gatten, in friedlicher, von
Fleiß und Sitte geleiteter Ruhe im Hause, in freier, ehrenvoller Stellung
im Volke geboten! Das Glück des Hauses ist die kostbare Habe, mit
der die dunkeln Wälder Germaniens das weite Europa beschenkten.*)
Die Freiheit, die Achtung, die Ehre der Frauen, sie ist deutschen Ursprungs;
sie verdankt ihre feste Begründung den Zeiten, wo germanische Stämme
unserm Weltteile Gesetze gaben. Und durch alle die finstern Jahrhunderte
des Mittelalters hindurch gingen doch des Hauses Friede, die stillen
Freuden keuscher Liebe dem Deutschen über alles. Soweit nur von
deutscher Sitte uns Kunde zugekommen, umweht ein stiller Friede den
Herd des deutschen Mannes; Zucht und Sitte wohnt in seinen Hallen.
Treue, ausharrende Liebe schlang die festesten Ketten um glückliche Gatten.
Nur da sprießt häusliches Glück, nur da wächst ein edles Geschlecht
*) Vergleiche hiezu die Schilderung der germanischen Frauen in Tacitus'
„Germania"!
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