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Vorderösterreich hatte sein zweiter Bruder Ferdinand II., Gemahl der schönen Phi¬
lippine Welser, und Steiermark sein dritter Bruder Karl erhalten, der mit Albrechts
von Baieru Tochter Maria den nachmaligen Kaiser Ferdinand II. erzeugte), zogen
ihn auch seine Verschwägerungen, wenn nicht zu der katholischen Partei, doch zur
Vorsicht mit den Protestanten. Seine Gemahlin Maria war die Schwester Philipps,
der seit 1571 sich wieder mit Anna, Maximilians Tochter, vermählt hatte. Dage¬
gen war wieder eine von des Kaisers Töchtern, Elisabeth, Königin von Frankreich
und Karls IX. Gemahlin, unter dem das Blutbad gegen die Hugenotten bei Ge¬
legenheit der Verbindung zwischen dem jungen Heinrich von Navarra (Bourbon)
mit Margarethe, Karls Schwester (davon Bluthochzeit), sich ereignete. Wie mi߬
billigend drückte sich Maximilian darüber an Lazarus Schwendi aus: „Ich habe
es mit herzlichem Leid vernommen, daß sich mein Tochtermann zu einem solchen
schändlichen Blutbad hat bereden lassen; — er hat ihm dadurch einen Fleck auge¬
hängt, den er nicht leichtlich ablegen wird — Religionssachen sollen nicht mit dem
Schwert gerichtet und gehandelt werden. — In Summa mir gefallt es gar nicht,
und werde es auch nimmermehr loben, cs wäre denn Sache, daß Gott über mich
verhängte, daß ich toll und unsinnig würde." — Dagegen fanden die Wortführer
der lutherischen Partei in Sachsen, daß die Hugenotten (freilich ihnen verhaßte
Calvinisten) sich ihrer Obrigkeit in Frankreich nicht hätten widersctzen sollen, und
sprachen nicht undeutlich von gerechter Strafe!^) Johann Wilhelm von Sachsen ,
hatte schon 1568 dem König Karl deutsche Söldner gegen die Hugenotten zugeführt;
dagegen waren 1569 der Pfalzgraf Johann Kasimir und Wolfgang ihren Glaubens¬
genossen zugezogcn. Bei Montcontour stritt ein Nassauer gegen einen Mansfeld.
Darum suchte Max auf einem Reichstag (1570) den Kricgswerbungcn ausländischer
Fürsten in Deutschland Einhalt zu thun ; man solle künftig nur mit Erlaubniß des
Kaisers fremden Fürsten zuziehen dürfen, gegen Landfriedensbrüche Rüstkammern in
jedem Kreis einrichten, über die eilende Hülse einen allgemeinen Kriegsobersten
setzen. Alles dicß, als deutscher Freiheit zuwider, fand Widerspruch und ging nicht
durch. Der Deutsche wollte lieber auf fremden Schlachtfeldern sich selbst zerflei¬
schen ! —
Bei dieser Spannung der Parteien war auch an eine gemeinsame Hülfe der
Protestanten für die meist calvinistischen Niederländer, welche Philipp durch seinen
Alba damals unterdrücken wollte, nicht zu denken. Kaiser und Reick hätten cin-
schreiten dürfen, da Belgien von Alters her und neuerdings als burgundischer
Kreis zum Reiche gehörte, wenigstens im Schirmvertragc (1548) mit ihm stand.
Wilhelm der schweigende, Graf von Nassau, Herr des ererbten Fürstenthums
Orange in Frankreich, hatte umsonst seinen Freund Egmont, noch vor Alba's Anzug,
gewarnt, sich durch die Flucht dem Vaterlande zu retten, indem er die Brücke sein
werde, auf welcher die Spanier das Land beträten, und welche sic hinter sich ab¬
brechen würden. Egmont, Hoorn und nach und nach 18,000 fielen durch Alba's
Henkerbeil. Ans Anrufen der Nassauer versuchte Maximilian eine unfruchtbare
Vermittelung, die aber Philipp zurückwies. So waren die unverzagten Oranier
auf ihre gute Sache, auf freiwillige Unterstützung deutscher, besonders reformirter
Fürsten, als Wilbclm zu dieser Lehre vom Katholicismus herübertrat, und die
Niederländer als Watergeusen auf das freie Element des Meeres verwiesen, das
des mächtigen Philipp und seines Zornes spottete.
■> Adv. Menzel, neue ©. d D. V. 40. Es wäre unglaublich, wenn man nicht den damaligen
Thevlogenhaß der beiden Parteien aus andern Quellen kennte. Ein Dichter des felgenden
Jahrhunderts, F. v. Logan, t 1655, macht felgendes Sinngedicht:
Luthrisch, Papstisch und Calvinisch, diese Glauben alle drei
Sind vorhanden! doch ist Zweifel, wo das Christcnthum dann fei! —