Full text: Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes

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bunt unter einander gewürfelt ständen) nun gleich zu einem Nachekriege führen 
müsse; auch schloffen einige, freilich von Frankreich am meisten bedrohte Stände 
Associationen, denen Leopold und der sunge kräftige Kurfürst von MaiernMarimi- 
lian Emanuel (seit 1679 Ferdinand Maria's seines Vaters Nachfolger) bcitraten; 
auch vermittelte der große Generalstatthalter der holländischen Republik Wilhelm Hl. 
von Oranien einen Bund zwischen den Gcneralstaaten, dem Kaiser, Spanien und 
Schweden, während Ludwig in die spanischen Niederlande eindrang, Luxemburg be¬ 
schoß und Triers Festungswerke schleifen ließ:--und am 15. Aug. 1684 schloß 
Leopold in Verbindung mit Spanien und zugleich im Namen des deutschen Reichs 
zu Regensburg, also unter den Augen der deutschen Amphiktyonen, mit Frankreich 
einen W affe n ft i ll stand a u f 20 Jahre und ließ diesem Alles, was bis 1. Aug. 
166t auf Kosten Deutschlands reunirt worden war, mit Einschluß von Straß- 
burg und Kehl!! Frankreich versprach nicht mehr zu renniren und brach gleich 
im nächsten Jahre sein Wort. Uebcrdem hatten sich Dänemark, Brandenburg und 
der Bischof von Münster förmlich verbunden, es nicht zu einem Reichskriege gegen 
Frankreich kommen zu lassen. — Selbst durch ihre Sprache herrschten die Franzosen, 
indem sie verlangten und es auch durchsetzten, daß sie jetzt zu diplomatischen Ver¬ 
handlungen statt der lateinischen gebraucht werden mußte. Man ließ es sich gefallen. 
Für solche Erniedrigungen konnte der Gutmütbigste kaum eine Entschuldigung 
finden, wenn man auch des Kaisers Leopold Nachgiebigkeit durch seine höchst be¬ 
drängte Lage gegen Osten erklärlich finden will. Und doch war eben diese Lage 
zum Theil sein eigenes Werk! In Ungarn war die Unzufriedenheit schon seitdem 
letzten Waffenstillstand mit den Türken fast planmäßig gesteigert worden, wenigstens 
schien Lobkowitz die Vorrechte der Ungarn völlig unterdrücken zu wollen. Keine 
ihrer Klagen über Jesuiten und deren Verfolgungsgeift, über fremde Truppen und 
Ausländer in den höhcrn Staatsämtern wurde berücksichtigt oder gelangte vielleicht 
auch nur an den Kaiser. Es brach 1671 ein förmlicher Aufstand aus, der aber 
mit der Hinrichtung der Grafen Serini, Nadafti, Tetteiibach und Frangipani en¬ 
digte, welche des Hochverrathcs angcklagt waren, während Andere flohen oder 
große Summen für die Rettung ihres Lebens zahlten. Nun behandelte man Un¬ 
garn wie ein erobertes Land, etwa wie Böhmen 1621, hob die Palatinuswürde 
auf und entriß den Protestanten ihre Kirchen. Man bedachte nicht, daß der Ver¬ 
zweifelte der fürchterlichste Gegner ist. Frankreich unterließ nicht, die Ungarn auf- 
zurcizen, Siebenbürgens Großfürst Michael Abaffy und selbst die Pforte mischten 
sich ein, und Graf Emmerich von Tökcly stellte sich nun an die Spitze der Partei, 
man bemächtigte sich eines Theils des Königreichs und schlug die Ocsterreichischen. 
Zu spät erkannte. man, von Seiten Leopolds, daß die Strenge leicht um Alles 
bringe könne; auf einem Reichstag zu Oedenburg 1681 wurden die meisten despo¬ 
tischen Befehle und Anordnungen zurückgenommen, Graf Paul Esterhazy zum Pa¬ 
latin gesetzt, die constitutionswidrigen Steuern aufgehoben, Generalamnestie und 
freie Rcligionsübung ausgesprochen. Aber Tökely traute dem Versprochnen nicht 
und übergab das Königreich dem Schutz der Pforte 1682, welche nun, obgleich 
der Waffenstillstand noch nicht geendet hatte, Oesterreich den Krieg erklärte. 
Gern hätte Leopold, von Frankreich schon gedrückt genug, wenigstens von die- 
ser Seite Friede behalten; er hatte auch schon 16*1 den Graf Eaprara wegen 
künftiger Verlängerung des Waffenstillstandes an Muhammed IV. geschickt; dieser 
aber und sein Divan, vom französischen Gesandten noch mehr angespornt, machten 
ganz ungeheure Federungen. Freilich hatte Leopold damals kaum 30,000 Mann; 
aber der muthige Kurfürst von Baiern, der tapfere Johann Georg III. von Sach¬ 
sen und der kühne Polenkönig, Johann Sobiesky, sagten große und schnelle Hülfe 
zu und leisteten sie auch, wären aber doch fast zu spät gekommen. Denn der bcutc- 
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