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Glück angekommen, der Venloo, Rocrmonde, Lüttich, später auch Bonn eroberte,
während am Oberrheine die Franzosen Breisach und Landau nahmen. Dagegen
kam Vendóme nicht weiter als Trient, weil der von Ludwig getäuschte Victor
Amadeus von Savoyen sich auf des Kaisers Seite begab, wogegen die Franzosen
sein Heer entwuffneten und unterstcckten und ihm nun sein Land Wegnahmen (Dec.
1703).
Viel entscheidender für den Krieg in Deutschland wurde aber das I. 1704.
Zwar begann cs glücklich für die französich-baierische Sache durch die Besetzung
von Passau, während Ragoczy's Schaaren schon wieder bis in die Nähe Wiens
stürmten, und ihr Heer dem Kurfürsten von Weitem die Krone Ungarns zeigte, und
neue französische Schaaren bei Mar Emanuel anlangten. Aber Gewicht zieht Ge¬
gengewicht. Denn nun kam auch Fürst Ludwig von Baden mit den Reichövölkcrn,
es kam auch Herzog Marlborough mit 30,000 Briten, Holländern, Preußen und
Hessen; kleinere Heerhaufcn brachen von Tirol heraus oder von der Obcrpsalz
heran. Der Kurfürst stand mit Marsin und dessen Franzosen bei Lauingen, wäh¬
rend Graf Arco den Schellcnberg bei Donauwörth verschanzte. Hier aber griffen
der britische und der kaiserliche Feldherr ihn an 2. Jul. 1704. Es war ein mör¬
derischer Kampf, Graf Styrum sank, die Baicrn fochten wie Verzweifelte; endlich
erlagen sie der Uebermacht und traten eiligen Rückzug über Donauwörth an. Als
Fürst Ludwig die Leichenhaufen der Scinigen sah, sagte er: „So möchte ich lieber
überwunden, denn Ueberwinder sein!" Mar Emanuel zog sich unter die Kanonen
von Augsburg. Donauwörth, Neuburg, Rain, Dillingen, selbst Regensburg wur¬
den aufgcgeben. Noch blieb trotz der Verwüstung seines Landes der Kurfürst un-
erschüttert, ob ihm gleich der Kaiser die Markgrafschaft Burgau und die Pfalz
Neuburg für die Niederlande bot, und seine edle zweite Gemahlin, des Polen¬
königs Sobiesky Tochter Therese, und seine treuen Räthc ihn mit Thränen beschwo¬
ren, von Frankreich sich loszusagen. Ein neues französisches Heer unter Tallard
nahte. Theresia, Mar's guter Engel, ging nach München zurück. Diese Verstär¬
kung des Kurfürsten zog aber auch Eugen heran, und die Feldherren (Ludwig von
Baden belagerte Ingolstadt) beschlossen eine Hauptschlacht gegen Tallard und
Marimilian. Man fand Beide zwischen Höchstädt und Blenheim (Blindhcim) mu-
thig und in guter gedeckter Stellung am 13. Aug. Den Tag sollten 20,000 Men¬
schen nicht überleben! Die blutige Schlacht ging durch die zeitige Flucht eines
Theilcs der Franzosen, deren Feldherr Tallard gefangen worden, verloren, wodurch
Marimilian und Marsin in ihrer Seite entblöst wurden. Die Baicrn hatten tap¬
fer, der Kurfürst selbst am tapfersten gefochtcn; dreimal war Eugen zurückgcschla-
gcn und schien verloren. Die Preußen aber unter dem Fürst von Anhalt-Dessau
hielten mit wundervollem Muthe ihre Linien. Der vierte Sturm Eugens entschied.
Mar Emanuel führte den Rückzug nach Ulm aus, fast unverfolgt. Aber 20,000
Franzosen und sogar 34 Kutschen mit Damen waren gefangen, 112 Kanonen ge¬
nommen. Die Sieger zählten selbst fast 10,000 Todte und Verwundete. Jetzt
war Baiern verloren; der Kurfürst floh zum Rhein und dann nach Brüssel; The¬
resia sollte die Regentschaft führen. — Einen solchen Schlag hatte Ludwig von
Frankreich, der alte Kriegssürst, noch nie erfahren; jetzt durfte er für seine Erb¬
schaft, ja, für Frankreich selbst zittern. — Baiern wurde nun von den Österreichern
als ein erobertes Land behandelt, und in dem Jlbersheimer Vertrage der Kurfür¬
stin blos das Rentamt München gelassen. Graf Löwenstein-Wertheim wurde kai¬
serlicher Statthalter in Baiern, und Marlborough zum deutschen Rcichsfürsten er¬
nannt und bald darauf mit der baierischen Herrschaft Mindelheim vom Kaiser be¬
schenkt. Jetzt wendete sich der Krieg an den Niederrhein.