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Rom.
Octavianus stand dem Brutus, Antonius dem Cassius entgegen.
Brutus schlug das Heer Octavians; Antonius drängte den Cassius
zurück; das Treffen war nicht entscheidend. Aber ein zufälliger Jrr-
thum verschlimmerte die Sache der Republikaner. Cassius hielt die
Reiter, welche Brutus ihm zuschickte, für Feinde und ließ sich in der
Verzweiflung den Tod geben. Mit ihm verloren die Freunde des
Freistaates ihr eigentliches Oberhaupt, ihren besten Feldherrn, die Zu¬
versicht zu sich selbst und den Muth. Nur mit Mühe konnte Brutus
das Heer noch in Ordnung halten. Von den Soldaten genöthigt,
mußte er ungefähr zwanzig Tage nach dem Tode des Cassius zu einer
zweiten Schlacht in derselben Gegend vorrücken. Die Republikaner
erlitten eine Niederlage; Brutus ließ sich von einem Freunde durch¬
bohren; die Stütze des Freistaates war (42) zertrümmert.
Hierauf übernahm Octavianus den Westen, Antonius den Osten
des Reichs, dem unbedeutenden Lepiduö, welchen Antonius und Octa¬
vianus seit dem Siege bei Philippi wenig mehr achtete, ward Afrika
zu Theil; Italien blieb gemeinschaftlich.
Antonius gab sich bald der ägyptischen Königin Cleopatra hin,
Octavianus hingegen ging mit gewohnter Besonnenheit dem Ziele
seines Ehrgeizes entgegen.
Schon der Besitz der westlichen Provinzen war für Octavianus ein
großer Vortheil. Denn im Falle eines Bruches mit Antonius hatte
er Rom und Italien für sich, und konnte den Namen des Senats
und des römischen Volks zur Vertheidigung seiner Sache verwenden.
Wohl drohte ihm manche Gefahr, ehe er sein Ziel erreichte, aber zu
seiner Klugheit gesellte sich noch vielfaches Glück.
Um die Legionen an sich zu fesseln, theilte er ihnen zum gränzen¬
losen Jammer vieler unschuldigen Familien, die versprochenen Lände¬
reien zu. Viele der Beraubten schlossen sich an Fulvia, die Gemahlin
des Antonius an, welche, um ihren Gemahl aus den Armen Cleo¬
patra'ö zu reißen, in Verbindung mit ihrem Schwager, dem Consul
Lucius Antonius, einen Bürgerkrieg gegen Octavianus und dessen
steigende Macht anfachte. Von dem Ende des Jahres 41 bis zum
April des Jahres 40 dauerte dieser perusinische Krieg; nur durch
Einschließung des Consuls in Perusia ward derselbe geendigt; ¿um
großen Glücke Octavian's hatte der Trinmvir Antonius nicht daran
Theil genommen.
Bald hierauf wurde Octavianus durch Sertus Pompejus, den