2. Albrecht der Bär.
11
Friedrich Rotbart, der 1152 auf Kaiser Konrad gefolgt war, verheiratete
sich, und Albrecht mußte bei dem großen Fest, das bei der Hochzeit ge-
feiert wurde, an dem Hofe des Kaisers sein; denn er war Erzkämmerer
des Kaisers. Dieser hatte bei großen Festlichkeiten dafür zu sorgen, daß
der Kaiser, sein Hofstaat und alle Gäste gut in den Kammern — so
sagte man damals für Zimmer — untergebracht waren. Sobald aber
Albrecht von Brandenburg abwesend war, gab es hier gleich wieder Krieg.
Ein Verwandter des Pribislaw, Jaczo von Köpenik, war nämlich sehr
zornig darüber, daß Pribislaw sein Land Albrecht dem Bären vermacht
hatte; denn er war ein Wende und ein Heide. Er brachte, als Albrecht
verreist war, ein Wendenheer zusammen und eroberte das Havelland. Da
kam Albrecht, so schnell er konnte, zurück, besiegte den Jaczo und nahm
ihm das Havelland wieder weg. Jaczo aber floh nach Pommern.
Von diesem Kampf erzählt man folgende Sage: Als Jaczo von
Albrecht besiegt worden war, floh er vor seinem Feinde durch den Wald,
der im Westen von der Havel im Havellande lag. Er war seinen Ver-
folgern schon ein gutes Stück voraus und meinte, sie könnten ihn nicht
mehr fangen. Da sah er mit einem Male etwas Helles durch die Bäume
schimmern, und wie er noch ein Stückchen weiter geritten war, da sah
er, daß es die Havel war, die im Sonnenschein glänzte, und daß sie an
dieser Stelle so breit war, daß man kaum hinüberschwimmen konnte. Aber
Jaczo wollte lieber ertrinken, als von den Feinden gefangen werden. Darum
sprengte er auf seinem Pferd ins Wasser und versuchte, durch die Havel
zu schwimmen. Wie er aber mitten drin war, da strömte das Wasser so
stark, daß er merkte, er würde nicht aus eigner Kraft ans Ufer kommen.
Da betete er zu seinen wendischen Göttern; aber das nützte ihm nichts,
seine Kraft erlahmte immer mehr. Plötzlich fiel ihm ein, daß man erzählte,
der Christengott könne auch da noch helfen, wo die Macht der Heidengötter
versagte. Und so betete er zu dem Christengott: „Du Gott der Christen,
wenn du wirklich immer helfen kannst, so hilf mir jetzt, daß ich das andere
Ufer erreiche. Wenn du das tust, dann will ich glauben, daß du mächtiger
bist als alle Heidengötter, und dann will ich ein Christ werden." Da
auf einmal konnte sein Pferd wieder besser schwimmen, und die Havel
strömte nicht mehr so stark, und Jaczo kam wirklich glücklich am andern
Ufer der Havel auf einer kleinen Halbinsel an. Da stand eine prächtige
Eiche. Vor ihr kniete Jaczo nieder und betete inbrünstig zum Gott der
Christen. Dann stand er auf, nahm seinen Schild und sein Jagdhorn, hängte
beides an die Eiche und sprach: „So hänge ich meinen Schild und mein Horn
an diese Eiche zum Zeichen, daß ich Christ geworden bin und auch bleiben
will." Seit der Zeit heißt der Ort Schildhorn, und an der Stelle, wo Jaczo