III. Neue Zeit.
30. Martin Luther.
(S. Tafel VII.)
1. Verderben in der christlichen Kirche. — Im
Laufe der Zeit war, wie wir schon früher erzählt haben
(Nr. 26,2), die christliche Kirche in argen Verfall geraten. Alle
frommen Herzen klagten über das herrschende Verderben und
verlangten dringend Abstellung der mancherlei eingedrungenen
Mißbrauche. Dieses Verlangen sollte nicht ungestillt bleiben.
Als die Not aufs höchste gestiegen war, sandte Gott Hilfe: die
ersehnte Reformation, d. i. Kirchenverbesserung, trat ins
Leben. Sie ging aus von Luther.
2. Luthers Geburt und erste Jugend. — Martin
Luther wurde am St. Martinsabend, 10. November 1483, zn
Eisleben am Harz geboren von Hans Luther, einem ehrlichen
Bergmanne, und Margareta Lindemann, dessen Hausfrau.
Hans Luther war vom Dorfe Möhra, bei Schmalkalden gelegen,
nach Eisleben gezogen; allda segnete Gott seine Bergarbeit und
bescherte ihm zwei Schmelzöfen zu Mansfeld, so daß er sein
Söhnlein von seinem wohlerworbenen Gute mit Ehren erziehen
konnte. Als Martin zu seinen vernünftigen Jahren kam, ließ
ihn sein Vater mit herzlichem Gebete in die lateinische Schule
gehen, wo der Knabe seine zehn Gebote, Kinderglauben, Vater¬
unser, neben der Grammatik und christlichen Gesängen, fleißig
und schleunig gelernt. Hernach, da er in sein vierzehntes Jahr
ging, ward er nach Magdeburg in die Schule gesandt, welche
damals vor vielen andern weit berühmt war. Daselbst ist der
Knabe, wie manches ehrlichen Mannes Kind, nach Brot ge-