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Emen sehr großen Einfluß auf die Cultur der Deut¬ 
schen insbesondere hatten die Kreuzzüge. Der Zug der Kreuz¬ 
fahrer ging nämlich durch mehrere Lander, die schon gebil¬ 
dete Bewohner hatten. In Italien z. B. waren ihre Sam¬ 
melplätze Venedig, Genua, Pisa, wo durch den Handel 
schon großer Luxus herrschte. Non da setzten sie zu Schiffe 
nach Dalmatien über, und von hier zogen sie zu Lande 
weiter nach Konstantinopel, der schönsten und größten aller 
europäischen Städte jener Zeit, wo sich auch noch das Bild 
feiner römischer und griechischer Sitten erhalten hatte und 
wo prächtige Denkmäler der schönen Künste prangten. Kon- 
stantinopel war zugleich fast der einzige Marktplatz, wo mit 
ostindischen und andern seltenen Maaren gehandelt wurde. 
Hier sahen und lernten nun die Kreuzfahrer, eigneten sich 
an, was sie konnten, verfeinerten ihren Geschmack, erweiter¬ 
ten und berichtigten ihre Begriffe und verloren einen Theil 
ihrer Vorurtheile. Besonders lernten sie das Bäuerische ih¬ 
rer Sitten und Lebensart fühlen und ablegen. Bald nach 
den Kreuzzügen herrschte daher große Pracht an den Höfen 
der Fürsten, großer Pomp bei allen Feierlichkeiten und ein 
feinerer Geschmack in ihren Vergnügungen. Doch wir wol¬ 
len Europas Völker erst kennen lernen, wie sie im zehnten 
und elften Jahrhunderte vor den Kreuzzügen waren. 
1. Sitten und Lebensart der Europäer vom 
Feine Sitten und guter gesellschaftlicher Ton herrsch¬ 
ten vom zehnten bis zum zwölften Jahrhunderte nur in 
Griechenland und in den großen italienischen und französi¬ 
schen Handelsstädten, auch bei den spanischen Arabern oder 
Saracenen, die in diesen drei Jahrhunderten eine glänzende 
Rolle spielten. Von den Deutschen jener Zeit macht ein 
italienischer Geschichtschreiber kein sehr rühmliches Bild. „Sie 
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zehnten Jahrhunderte an. 
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